Bergdorf Valendas – ein ganzes Dorf im Denkmalfieber, Teil 3
VON Claudia Göpel Allgemein Denkmalpflege
Nur knapp 300 Bewohner zählt die Ortschaft, doch was diese Eidgenossen auf die Beine gestellt haben, begeistert nicht nur den Schweizer Denkmalschutz, sondern die ganze Welt. Inzwischen reissen sich die Sponsoren darum, etwas zum Erhalt der malerischen Ferienregion beitragen zu dürfen. Das ist auch dringend notwendig, denn die Kosten sind enorm. Allein die fachgerechte Herrichtung des Engihuus’ verschlang knapp drei Millionen Franken.
Dies ist ein Bericht über das Bergdorf Valendas in drei Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:
Teil 1: Bergdorf Valendas – ein ganzes Dorf im Denkmalfieber
Teil 2: Bergdorf Valendas – ein ganzes Dorf im Denkmalfieber
Teil 3: Bergdorf Valendas – ein ganzes Dorf im Denkmalfieber
Ein Gedicht: Burgruine, Dorfkirche und das malerische Rheintal
Neben Engihuus und Türalihus hat die Ortschaft Valendas mit seinem intakten historischen Ortskern weitere Sehenswürdigkeiten und Denkmäler zu bieten, die in ihrer Pracht an vergangene Zeiten erinnern. Viele davon sind einzigartig. Erwähnt werden muss unbedingt der restaurierte Holzbrunnen von Valendas, der als einer der grössten Holzbrunnen Europas gilt. Die Ruine der Burg Valendas lädt zum Forschen und Stöbern ein und zeigt, dass die Bergregion weit vor dem Mittelalter ein beliebter Ort war.
Erstmals erwähnt wurde die Ortschaft übrigens bereits 765 im Testament von Bischof Tello. Auch verschiedene Adelsgeschlechter (unter anderem die Grafen von Werdenberg) waren hier jahrhundertlang ansässig. Im Zuge der Helvetischen Republik kauften sich die Bergbewohner 1526 vom Zehnten frei und erwarben wenig später die Burg Valendas, die sie leider verfallen liessen, weil ihnen die Mittel und Möglichkeiten für die Erhaltung einer solchen Anlage fehlten.
Dass es den anderen historischen Objekten in Valendas nicht so wie der Burg ergeht, die immerhin noch als beeindruckende Ruine zu besichtigen ist, dafür sorgt die Denkmalpflege unter der Schirmherrschaft der verschiedenen Stiftungen.
Ein weiteres Schmuckstück von Valendas ist die reformierte Dorfkirche. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert, steht unter kantonalem Denkmalschutz und ist hervorragend in Schuss – ein helles, freundliches und ansehnliches Gotteshaus mit prächtigen gotischen Fenstern und Glasmalereien. Die Kanzel unter dem Kielbogen bildet mit dem modernen Schiff eine harmonische Einheit.
Die Pfarrkirche von Valendas wird gläubige und andere Kirchenfreunde begeistern und bietet neben Gottesdiensten auch Konzerte an. Nicht zuletzt hat man von der Aussichtsplattform Alix einen grandiosen Blick in die Ruinaulta (Rheinschlucht) mit der Rheinschleife. Diese Aussicht ist ein Fest für alle Sinne und macht das Herz frei.
Die Stiftung Valendas Impuls steht hinter dem Engihuus
Die Stiftung wurde 2007 gegründet und ging aus dem 2004 gegründeten Verein Valendas Impuls hervor. Ziel einer Stiftung ist es, Sponsoren zu finden, Fördermittel auszuschöpfen, Steuern zu sparen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Das Vorhaben scheint in allen Punkten gelungen zu sein, denn die Medien aus ganz Europa berichten in unregelmässigen Abständen über das Bergdorf Valendas, seine 300 Bewohner und die Anstrengungen, die diese Menschen unternehmen, um ihre Heimat zu erhalten.
Filme, Dokumentationen, Bildbände und Bücher sind seitdem entstanden. Das finanzschwache Bündner Bergdorf Valendas hat sich wieder zu einem attraktiven Reiseziel entwickelt und wartet nunmehr auf die zahlreiche Gäste, die im Herzen der als paradiesische Velo-, Wander- und Kanuregion bekannten Rheinschlucht ihre Ferien verbringen möchten und somit Geld in die leeren Gemeindekassen spülen.
Die Stiftung hat am 20. November 2007 ihre Arbeit aufgenommen. Sie ist verantwortlich für die Erhaltung und Nutzung der schützenswerten Bauten und Gelände in und um die Ortschaft Valendas. Die Denkmalpflege spielt eine grosse Rolle in den Statuten und wird realitätsnah mit Fachleuten und Denkmalexperten umgesetzt. Die Ziele der Stiftung sind wortwörtlich wie folgt aufgeführt: „Wertschöpfung für die Dorfbewohner, Erhaltung und Nutzung von Baudenkmälern, Bekanntmachung der einzigartigen Landschaft.“
Die meisten Stiftungsmitglieder arbeiten ehrenamtlich, die Stiftung selbst hat keinen Erwerbszweck. Alle zukünftigen Einnahmen kommen der Sanierung und Restauration der noch offenen Bauvorhaben zugute oder werden in die kulturelle Entwicklung der Region gesteckt. Die Stiftung Valendas Impuls arbeitet eng mit der Stiftung Ferien im Baudenkmal zusammen, agiert ganz im Sinne der Einwohner und zum Wohl einer ganzen Generation. Arbeitsplätze und ein angenehmes Wohn- und Lebensumfeld werden geschaffen, womit die Abwanderung in die Städte verhindert werden soll.
Das erste Grossprojekt konnte im Sommer 2014 erfolgreich zum Abschluss gebracht werden: das Engihuus. Die Gemeinde schenkte das über 500-jährige Haus der Stiftung Valendas Impuls mit der Auflage, es in absehbarer Zeit fachgerecht zu restaurieren und wieder zum Dorfmittelpunkt werden zu lassen. Innerhalb von nur drei Jahren (für auf Zuschüsse angewiesene Denkmalobjekte ein kurzer Zeitraum) ist der Prachtbau saniert worden und das neue Gasthaus am Brunnen entstanden, das Ende Juni seine Eröffnung feierte. Einheimische und mit der Region verwurzelte Gastwirtsleute haben die Führung der gastronomischen und kulturellen Geschäfte übernommen. Der Name „am Brunnen“ ist nicht aus der Luft gegriffen, denn das Gebäude wird vom wohl grössten erhaltenen Holzbrunnen Europas geziert und steht direkt am historischen Dorfplatz.
Das Bergdorf Valendas in den Medien: Buch- und Filmtipps
Die Entwicklung der Region wird inzwischen häufig von Kameras, Reportern und Autoren begleitet. Es gibt ein Videotagebuch und eine Chronik. Das Bayerische Fernsehen schickte Anfang dieses Jahres ein Kamerateam für mehrere Tage nach Valendas, das die Bergbewohner bei der Arbeit filmte, mit ihnen sprach und grandiose Aufnahmen der Ortschaft und der Region machte. Entstanden ist eine 45-minütige filmische Reportage mit Unterhaltungs- und Beachtungswert, die Einblicke in die ländliche Geschichte gibt.
Denn, was selbst die Schweizer nicht wissen: Die Bergwelt macht zwei Drittel der Landesfläche aus, doch hier leben nur etwa 20 % der gesamten Bevölkerung. Wenn die Bergregionen nicht aktiv unterstützt werden, droht die Abwanderung der Menschen in die Städte, weil Schulen, Poststationen, Werkstätten und Läden schliessen, und somit das alltägliche Leben erschwert wird. Zurück bleibt die ältere Generation mit ihren Erinnerungen an die gute alte Zeit.
Bericht des Bayerischen Fernsehens über die Restauration des Schweizer Bergdorfes Valendas:
Buchtipp:
- Valendas – Die Welt im Dorf
- Fotografien von Paul Joos
- Texte von Christoph Schwyzer
Ende der Serie über die Erhaltung und Restauration des Bergdorfes Valendas. Berichten Sie uns über Ihre Erfahrungen mit dem Schweizer Denkmalschutz. Wird auch in Ihrer Region Hilfe gebraucht? Wir recherchieren für Sie.
Oberstes Bild: Haus Joos in Valendas (© Stiftung Ferien im Baudenkmal)