Denkmalgeschützte Gebäude zwischen Geschichte und Gegenwart

Castelgrande Schloss in Bellinzona, Switzerland

Das Bundesamt für Statistik beziffert die Anzahl der geschützten Baudenkmäler in der Schweiz auf über 75.000. Allein im Kanton Freiburg stehen mehr als 8.000 Bauwerke unter Schutz. Damit ist mehr als jedes zehnte Schweizer Baudenkmal dort ansässig. 

Im benachbarten Kanton Neuenburg sind lediglich 830 geschützte Bauten aufgeführt. Eine hohe Dichte an Baudenkmälern ist auch in den Kantonen Zürich, Bern und Luzern zu beobachten. Im Kanton Schwyz sorgte jüngst der Abriss historischer Holzhäuser für Schlagzeilen. Dort existieren lediglich 620 denkmalgeschützte Bauten. Die einzelnen Kantone verfolgen unterschiedliche Strategien. Die Bewahrung von Werten steht allgemein im Vordergrund.

Historisches zur Denkmalpflege in der Schweiz

Das Bemühen, Historisches zu erhalten, reicht in der Schweiz bis in das 18. Jahrhundert zurück. Den Begriff Denkmalschutz kannte damals noch niemand. Nach Katastrophen entbrannten Bemühungen, die Architektur zu erhalten. Ein Beispiel hierfür ist die Restaurierung des Grossmünsters in Zürich. Nach einem Blitzschlag Ende des 18. Jahrhunderts waren die Türme im Stil des 15. und 16. Jahrhunderts wiederhergestellt worden.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in den einzelnen Kantonen Gesellschaften gegründet, welche sich dem Erhalt des historischen Erbes verschrieben. Der Heimatschutz als aufkommender Gedanke beeinflusste das Denken und Handeln der neuen Bewegungen.

Kantone in der Pflicht

Die 26 Schweizer Kantone operieren als souveräne Staatswesen. Die Verantwortung für das kulturelle Erbe und die damit in Verbindung stehende Denkmalpflege liegt in der Pflicht der einzelnen Kantone.

Jeder Kanton hat in Anlehnung an die baulichen wie kulturellen Voraussetzungen eigene Zielsetzungen denkmalpflegerischer Arbeit festgelegt.

Denkmäler in der Schweiz – historisches Erbe und touristischer Anziehungspunkt

Lebendige Kulturlandschaften, historische Ortskerne, einzelne Gebäude und archäologische Stätten prägen Leitbild und Lebensqualität in der Schweiz. Dies ist die Basis für die Schweiz als viel besuchtes Reiseland.

Denkmäler halten Geschichte lebendig. Mit historischen Bauten sind Erinnerungen und Erlebnisse verknüpft. Baudenkmäler haben Jahrhunderte überdauert und sich in das zeitgenössische Umfeld integriert. Damit ist die Bausubstanz zu einem Stück Gegenwart geworden, geprägt von den Menschen, die es bewahren und tagtäglich besuchen.


Die Kombination aus den zahlreichen historischen und den modernen Bauwerken macht die Schweiz zu einem bedeutenden Ort auf der Welt, der viele Touristen anzieht. (Bild: SweetJ – shutterstock.com)

Bedeutende Baudenkmäler

Viele Baudenkmäler sind weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt.

  • Als Wahrzeichen von Luzern gilt die Kapellbrücke. Die Brücke stellt eine Verbindung zwischen Alt- und Neustadt her und steht damit stellvertretend für die Integration historischer Bausubstanz in ein zeitgemässes Umfeld.
  • Die Holzbrücke wurde im Jahre 1365 erbaut und gilt als älteste überdachte Holzbrücke auf dem europäischen Kontinent. Von der Museggmauer als Teil der historischen Stadtbefestigung Luzerns sind 870 Meter erhalten geblieben.
  • Das Münster von Basel gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten der Schweiz. Die Bauzeit erstreckte sich auf sechs Jahrhunderte. Während die Kirchenschiffe romanischen Ursprungs sind, wurden die Türme später im gotischen Baustil ergänzt.
  • In der Altstadt von Murten zählt das Haus zum Rübenloch zu den bedeutendsten Baudenkmälern. Der spätgotische Doppelbau stammt aus dem 16. Jahrhundert, wurde saniert und beherbergt heute Privatwohnungen.
  • Das Alte Zeughaus in Solothurn entstand Anfang des 17. Jahrhunderts und diente militärischen Zwecken. Heute wird in dem altehrwürdigen Gebäude, passend zu seiner früheren Nutzung eine international beachtete Waffensammlung gezeigt.
  • Ein Beispiel für moderne Baudenkmäler liefert die St. Antoniuskirche in Basel. Der klobige Bau gilt als erste Kirche der Moderne in der Schweiz und eines der ersten Bauwerke weltweit, welches aus Stahlbeton besteht.

Historie neu belebt

Viele historische Bauten werden nach ihrer Sanierung rege genutzt und stehen der Öffentlichkeit offen.

Eines der schönsten öffentlich zugänglichen Gebäude der Schweiz ist das Luzerner Rathaus. Der Renaissance-Bau stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts und besitzt zahlreiche Repräsentationsräume.

Die Geschichte von Interlaken im Kanton Bern ist eng mit dem einstigen Kloster und späteren Schloss verbunden. Das Gebäude ging aus einem Bethaus aus den Anfängen des 12. Jahrhunderts hervor. Heute wird der Bau als Amtssitz des Statthalters und als Gericht genutzt.

Der einstige Kornspeicher in Bern ist zu einem kulturellen Mittelpunkt der Stadt geworden. Das Bauwerk entstand im Jahre 1718. Der Kornspeicher ist regelmässig für Kunstausstellungen geöffnet. Weiterhin unterhält hier das Stadttheater eine Spielstätte. Im Restaurant des denkmalgeschützten Gebäudes wird italienische Küche serviert. Der Kornhauskeller beherbergt mit einem vergoldeten Fass eine lebendige Erinnerung an die Vergangenheit des Bauwerkes.

In Graubünden thront Schloss Tarasp über dem Innufer. Die Herren von Tarasp erbauten die imposante Burg Mitte des 11. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert war die Burganlage dem Verfall preisgegeben. Der Industrielle Dr. Lingner, Vater der Mundwasser-Marke „Odol“, erwarb das Bauwerk und liess es unter Bewahrung der alten Bausubstanz wieder herrichten.

Gelebte Denkmalpflege

Viele Baudenkmäler der unterschiedlichsten Epochen wurden liebevoll instandgesetzt und stehen als Ferienunterkünfte zur Verfügung. Dabei wurde grosser Wert darauf gelegt, nicht nur die historische Bausubstanz weitgehend zu erhalten, es geht auch darum, Geschichte erlebbar zu machen.

Mit der Vermietung der Quartiere an Reisende wird gleichzeitig deren Erhalt sichergestellt. Für den Feriengast öffnet sich die Tür zu einer anderen Welt. Er kann sich von den historischen Mauern beflügeln und inspirieren lassen und einen authentischen Aufenthalt erleben.

So können eine Scheune am Thunersee, ein historisches Ferienhaus im Safiental, typische Baudenkmäler im Engadin oder urige Fischerhäuser am Bodensee gemietet werden.

 

Titelbild: trabantos – shutterstock.com

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Mehr zu Marta Fischer

Marta Fischer ist leidenschaftliche Autorin mit einem ausgeprägten Harmoniebedürfnis.
Schreiben empfindet sie als Lebenselixir und möchte damit möglichst viele Menschen erreichen.

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