Winzerfest in Vevey – neues Kulturerbe der UNESCO
Am 01.12.2016 erklärte das Zwischenstaatliche Komitee für die Bewahrung des immateriellen Kulturerbes das Winzerfest in Vevey zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Acht lebendige Traditionen der Schweiz wurden erstmalig für die Repräsentative Liste vorgeschlagen. Die Kandidatur gilt als Musterbeispiel, wie eine lebendige Tradition mit dem UNESCO-Weltkulturerbe verbunden werden kann – in diesem Fall mit der Landschaft des Weingebietes Lavaux.
Im März 2015 reichte die Schweiz das Dossier zum Winzerfest in Vevey erstmalig für die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit ein. Das Fest ist ein populärer Grossanlass, der jahrhundertealte gesellschaftliche Praktiken und darstellende Künste vereint. Es wird in der Regel alle 20 Jahre von der Zunft der Winzer organisiert, die rund 1500 Mitglieder zählt und sich seit über dreihundert Jahren für die Förderung der Weinbaukultur einsetzt. Die Kandidatur verkörpert Aspekte, die das immaterielle Kulturerbe der UNESCO ausmachen: Sie steht nicht nur für den generationenübergreifenden Dialog und die erfolgreiche Weitergabe einer Tradition, sondern auch für die Verbindung von Tradition und Innovation.
Das nächste Winzerfest findet im Sommer 2019 statt. Für das Konzept ist Daniele Finzi Pasca zuständig, für die Musik Maria Bonzanigo, Jérôme Berney und Valentin Villard, für das Libretto Blaise Hofmann und Stéphane Blok, für die Kostüme Giovanna Buzzi und für die Szenographie Hugo Gargiulo.
Die Schweizer Kandidatur wurde vom Prüfungsausschuss positiv bewertet und darüber hinaus als beispielhaftes Dossier zitiert, das die Interaktion von materiellem und immateriellem Kulturerbe auf ideale Weise hervorhebt. Das Winzerfest in Vevey entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg in enger Beziehung mit dem umliegenden Weinbaugebiet und insbesondere mit den Lavaux-Terrassen, die 2007 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurden.
Im Oktober 2014 hat der Bundesrat eine Vorschlagsliste (liste indicative) von acht Schweizer Traditionen genehmigt, die für die Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe der Menschheit kandidieren werden. Neben dem Winzerfest sind der Umgang mit der Lawinengefahr, das Uhrmacherhandwerk, Schweizer Grafikdesign und Typografie, die Schweizer Alpsaison, der Jodel und die historischen Osterprozessionen von Mendrisio ausgewählt worden. Die ebenfalls auf der Liste aufgeführte Kandidatur der Basler Fasnacht wurde im März 2016 eingereicht und wird im November 2017 geprüft.
Das immaterielle Kulturerbe ist vom UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe zu unterscheiden. Die Schweiz hat zwischen 1983 und 2016 bereits zwölf Stätten erfolgreich ins UNESCO-Welterbe eintragen lassen, zuletzt «Le Corbusiers architektonisches Werk» im Juli 2016.
Mit dem Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes will die UNESCO ein Kulturerbe thematisieren und schützen, das weniger mit Bauten oder Räumen zusammenhängt, sondern in erster Linie mit der historischen Dimension, den gemeinschaftlichen Praktiken und gesellschaftlichen Interaktionen. Dieses Erbe umfasst lebendige Traditionen wie mündlich überlieferte Ausdrucksweisen, darstellende Künste, gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum sowie Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken. Es widerspiegelt somit die kulturelle Vielfalt und zeugt von der menschlichen Kreativität.
Artikel von: Bundesamt für Kultur BAK
Artikelbild: Herbsttanz: Winzerfest in Vevey, 1977 (© Musée de l’Elysée, Lausanne, collection iconographique vaudoise)
Andere Bilder: © Philippe Pache / Confrérie des Vignerons