„Conservation Angels“ bewahren Naturalien in Kloster Einsiedeln

Das Kloster Einsiedeln im Kanton Schwyz besitzt einen ganz besonderen Schatz – das letzte komplett erhaltene Naturalien-Kabinett der Schweiz. Mit über 800 historischen Tierpräparaten gilt es als kulturgeschichtliche Rarität. Doch die seit hundert Jahren de facto unberührte Sammlung hat gelitten. Sie ist stark verstaubt und durch Biozide kontaminiert.

Eine Gruppe von Präparatoren und Restauratoren wird nun als „Conservation Angels“ damit beginnen, den Ausstellungsraum und die Exponate zu reinigen und zu dekontaminieren – und zwar freiwillig. Über 30 Fachpersonen werden dafür in einer Intensivwoche vom 29. August bis zum 2. September 2016 rund 1000 unentgeltliche Arbeitsstunden leisten.

Zuerst Raritäten- und Kuriositäten-Sammlung

Naturalienkabinette wurden aus Begeisterung für die Schöpfung angelegt. Adelige und Klöster besassen solche Sammlungen, so auch das Kloster Einsiedeln. Zunächst wurden Raritäten und Kuriositäten gesammelt, aber auch Alltägliches und Bekanntes aus dem Gebiet der Gesteine, Mineralien sowie dem Tier- und Pflanzenreich.

Ab dem 18. Jh. versuchten Naturwissenschaftler, die Objekte zu beschreiben und sie in verwandtschaftliche Beziehungen zu setzen. Die Sammlungen wurden systematisiert und auf die Meisterwerke der Natur beschränkt. Die meisten Naturalien-Kabinette gingen im 19. Jh. in Naturkundemuseen auf. Nicht so das Ensemble im Kloster Einsiedeln: Es ist integral erhalten.


Bildergruppe: Naturalien-Kabinett in Kloster Einsiedeln


Dringender Konservierungsbedarf gegeben

Der Sammlungsraum mit Sandsteinwendeltreppe, bemalten Wand- und Deckenoberflächen und den alten Vitrinen blieb über die letzten 100 Jahre weitgehend unverändert. Er beherbergt Studienobjekte von unschätzbarem Wert: 620 Präparate von Vögeln, 40 Skelette und Schädelpräparate, 30 Insekten-, Reptilien-, Amphibien- und Fischpräparate, 26 Flüssigkeitspräparate sowie 80 Säugetierpräparate – darunter zwei Löwen, welche im frühen 20. Jahrhundert im Kloster gehalten wurden.

Weiter umfasst die Sammlung zahlreiche Herbartafeln, Korallen, Mineralien, Steine und Fossilien. Dieses wichtige Kulturgut weist dringenden Konservierungsbedarf auf. Der Schweizerische Verband der Restauratoren und Konservatoren (SKR) und der Verband Naturwissenschaftlicher Präparatorinnen und Präparatoren der Schweiz (VNPS) feiern 2016 ihre gemeinsame Gründung und ihr 50-jähriges Bestehen. 

Gemeinsames Projekt zum Jubiläum

Zum Jubiläumsjahr setzen sie zusammen das Conservation-Angels-Projekt um – eine Form gemeinnütziger Arbeit, die in den USA seit längerem bekannt ist. Ziel ist es, auf wichtiges kulturelles Erbe als identitätsstiftendes Kulturgut aufmerksam zu machen und erste Erhaltungsmassnahmen zu ermöglichen.

Zunächst wird im Kloster Einsiedeln etwa ein Drittel des Gesamtvolumens konserviert. Die interdisziplinären Arbeiten dienen der Reinigung, Konsolidierung (d.h. Festigung gelöster Partien) und optischen Beruhigung, vor allem aber der Dekontamination und zukünftig giftfreien Schädlingsbekämpfung. Derzeit finden weitergehende Messungen zur Schadstoffbelastung durch Biozide statt.

 

Artikel von: Schweizerischer Verband für Konservierung und Restaurierung
Artikelbilder: © obs/Schweizerischer Verband für Konservierung und Restaurierung/Kloster Einsiedeln

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