„Blauer Pfeil“ erhält Schweizerischen Denkmalpreis

Der „Blaue Pfeil“ der BLS erhält den Denkmalpreis 2015 der Konferenz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger KSD. Mit dem Preis würdigt die KSD das Engagement der BLS-Stiftung bei der sorgfältigen und fachgerechten Restaurierung des Leichttriebwagens von 1938.

Der „Blaue Pfeil“ ist eine technische Pionierleistung: Er vereint Lokomotive und Personenwagen in sich und gilt als Vorläufer heutiger S-Bahn- und Regionalverkehrszüge.


Unterwegs im Kandertal, kurz nach der Restaurierung 2014. (Bild: © BLS AG)

Der „Blaue Pfeil“ war bis 1983 bei der Bern-Neuenburg-Bahn BN in Betrieb und fuhr auf dem ganzen Netz der BLS. Anschliessend kam er bis 1999 auf dem Netz der Sensetalbahn zum Einsatz. Der Tramverein Bern rettete das letzte erhaltene Fahrzeug der Serie vor dem Abbruch. Im Jahr 2011 erwarb die BLS-Stiftung den Leichttriebzug und restaurierte ihn bis 2014 mit der finanziellen Unterstützung verschiedener öffentlicher und privater Geldgeber und mit fachlicher Begleitung durch die Denkmalpflege.


Blick in den Führerstand bei der Auslieferung 1938. Der Führerstand wurde offen gestaltet. Die Passagiere konnten dem Lokführer über die Schulter schauen, oder sich sogar links neben ihn setzen. (Bild: © BLS-Archiv)

Flinker Leichttriebwagen mit innovativer Technik

Der Wunsch nach häufigeren und rascheren Verkehrsverbindungen im Personenverkehr liess sich in den 1930er Jahren mit den damaligen schweren Lokomotiven nicht erfüllen. Eine Lösung für dieses Dilemma sah man in flinken Leichttriebwagen. Der „Blaue Pfeil“ ist der letzte von drei Doppelpfeilen, welche die BLS von der Sécheron SA in Genf und der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft Neuhausen konstruieren liess.


Der «Blauen Pfeil» 1938 bei der Auslieferung durch die Firma Sécheron, Genf, 1938. (Bild: © BLS-Archiv)

Er wurde der breiten Öffentlichkeit an der Landi 1939 präsentiert und galt damals als technische Innovation. Der Zug gehörte in der Schweiz zu den ersten Triebwagen mit selbsttragenden Wagenkästen und war sehr leicht gebaut: Nieten wurden mit Schweissnähten ersetzt, was zu einer massiven Gewichtsreduktion führte. Er war quasi ein Low-Budget-Zug mit um 50 Prozent tieferem Fahrzeuggewicht pro Sitzplatz und entsprechend geringeren Kosten für die elektrische Antriebsenergie.


Der «Blauen Pfeil» im Einsatz als Regionalzug in Marin-Epagnier (NE), 1954. (Bild: © BLS-Archiv)

Aufgrund der ungewöhnlichen Platzierung der Transformatoren auf dem Dach, konnte der ganze Innenraum für den Transport von Passagieren, Post, Gepäck und sogar Häftlingen genutzt werden. Der Zug wurde zudem mit sehr grossen Fenstern gebaut – ähnlich wie die heutigen Panoramazüge. Das moderne Transportmittel gefiel aufgrund seines dunkelblauen Anstriches und seiner windschnittigen Form. Der „Blaue Pfeil“ bestach durch den Stil der damals vorherrschenden „Neuen Sachlichkeit“, welche zweckmässiges, industrielles Design betonte.


Blick in das Abteil 3. Klasse bei der Auslieferung 1938. Das weitgehend verglaste Grossraumabteil bietet einen ungewohnt modernen Raumeindruck. (Bild: © BLS-Archiv)

Erstmals mobiles Kulturgut ausgezeichnet

Der Schweizer Denkmalpreis der KSD wurde 2015 bereits zum achten Mal ausgeschrieben. Die Auszeichnung bezweckt die Bekanntmachung und Förderung denkmalpflegerischer Leistungen. Die KSD honoriert auf diese Weise Massnahmen und Projekte, denen die sie Vorbildcharakter attestiert.


Blick in den Führerstand, 2015. (Bild: © BLS-Stiftung, Kilian T. Elsasser)

Dass der „Blaue Pfeil“ 2015 zu den vier Preisträgern gehört, ist ein bemerkenswertes Novum: Erstmals wird ein „mobiles Kulturgut“ ausgezeichnet. Damit rückt die Jury bewusst die Geschichte unseres Verkehrswesens in den Vordergrund. Die Erhaltung von historischem Rollmaterial, Dampfschiffen oder Oldtimerautomobilen erfordert fundierte technische Kenntnisse. Umso höher ist das Engagement der BLS-Stiftung bei der aufwendigen Restaurierung des Pionierzugs zu würdigen.


Dankesfahrt für die freiwilligen Helfer, 2015. (Bild: © BLS-Stiftung, Thyra Elsasser)

Erstes grosses Restaurierungsprojekt der BLS-Stiftung

Der „Blaue Pfeil“ ist das erste grosse Restaurierungsprojekt der BLS-Stiftung, die 2011 von der BLS AG beauftragt wurde, das historische Rollmaterial der BLS langfristig zu erhalten und dem Publikum zugänglich zu machen. Die Stiftung betreut die historischen Fahrzeuge der BLS, die immer wieder Geschichte geschrieben haben. Dies sind unter anderem die Lokomotiven Ae 6/8 205 von 1939, Be 4/4 102 EBT von 1932 und die Lokomotive Ae 8/8 273 von 1963.


Im Bahnhof Zweisimmen, um 1950. Der «Blauen Pfeil» verkehrte auch auf allen anderen BLS-Strecken. (Bild: © BLS-Archiv)

Mit dem Blauen Pfeil unterwegs

Die BLS-Stiftung leiht den Blauen Pfeil für den Betrieb und die Vermarktung an die BLS AG aus. Das Fahrzeug steht für Charter- und Publikumsfahrten zur Verfügung und kann dank ausgezeichneter Motorisierung und entsprechender Abnahme auf dem gesamten Schweizer Normalspurnetz eingesetzt werden.



Extrafahrt und Preisverleihung in Hohtenn

Die Preisverleihung fand am 28. Januar 2016 im Rahmen einer Extrafahrt von Bern nach Hohtenn VS statt. Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer, Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin, und Rudolf Stämpfli, Verwaltungsratspräsident der BLS AG, richteten Grussworte an die Anwesenden. Ein kurzer Halt in Kandersteg anlässlich der Belle-Epoque-Woche 2016 rundete die Fahrt ab.

 

Artikel von: Kommunikation Kanton Bern
Artikelbild: © BLS AG – Matthias Pfammatter

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