Architekturpreis „Constructive Alps“ ehrt zwei Projekte der Stiftung „Ferien im Baudenkmal“

Mit dem Preis „Constructive Alps 2015“ haben die Schweiz und Liechtenstein am 30. Oktober wieder nachhaltige Bauten in den Alpen ausgezeichnet.

Die Ehre wurde dieses Jahr auch zwei Objekten der Stiftung „Ferien im Baudenkmal“ zuteil: Das Türalihus in Valendas (Kanton Graubünden) erhielt den 2. Preis, und das Belwalder-Gitsch Hüs in Grengiols (Kanton Wallis) konnte mit 31 weiteren Kandidaten in die Endrunde einziehen.

Das Türalihus in Valendas: Neue Pracht im Herzen eines alten Dorfes

In der Mitte von Valendas in Graubünden steht das Türalihus. Das stattliche Haus am Dorfplatz ist eins von mehreren alten Bürgerhäusern am Ort; die ältesten Teile des historischen Gebäudes stammen aus dem Jahr 1485. In den Jahrhunderten danach wurde das Türalihus an der Nordseite weiter ausgebaut. Für die Aufstockung musste noch ein Treppenturm angebaut werden, von dem das Haus bis heute seinen Namen hat.


Türalihus in Valendas – Fassade in 2007 und 2012. (© Stiftung Ferien im Baudenkmal, Wikimedia, CC)

Bei Umbaumassnahmen im Jahr 1775 wurde dieser Turm erhöht; seither sieht er so aus wie heute. Im Innern wurde das Türalihus ebenfalls aufgewertet: Prächtige Öfen und schmuckvoller Täfer verleihen ihm ein herrschaftliches und vornehmes Ambiente. prachtvollem Täfer und vornehmen Öfen herrschaftlich geschmückt.

Als die Gemeinde beschloss, den Dorfkern von Valendas auch baulich zu revitalisieren, erhielt das Architekturbüro Capaul & Blumenthal den Auftrag, das Türalihus auf nachhaltige Weise instand zu setzen. Auch das daneben liegende Gasthaus am Brunnen wurde saniert und schonend zu seiner ursprünglichen Schönheit zurückgeführt.

Wesentlich bei den Sanierungen war vor allem, den vorhandenen Bestand so weit als möglich zu erhalten und alle notwendigen Ergänzungen harmonisch ins Gesamtbild einzufügen. Dieses Kunststück ist so gut gelungen, dass die beiden historischen Gebäude dafür mit dem zweiten Preis von Constructive Alps 2015 ausgezeichnet wurden.


Türalihus – obere Stube. (Bild: © Für Ferien im Baudenkmal Gataric Photography)

Die beiden Bau- und Sanierungsprojekte in Valendas sind ein perfektes Beispiel dafür, wie alte Dorfzentren belebt und verschönt werden können, ohne ihren historischen Charakter zu verlieren. Durch die Umbauten werden sowohl der nachhaltige, sanfte Tourismus als auch gesellschaftliche Aktivitäten in der Gemeinde gefördert. So wird die Pflege des kulturellen Erbes wieder zu einem wichtigen und sogar profitablen Teil des Dorflebens.





Das Belwalder-Gitsch Hüs: Rettung eines alten Amtsgebäudes

Dieses historische Gebäude, ein vornehmer Bohlenständerbau, steht im Weiler Zenhäusern in Grengiols (VS) und wurde im Jahr 1592 erbaut. Ein echter Blickfang ist der Fassadenschmuck, der vermutlich angebracht wurde, um das Haus als Podestatensitz und Amtsgebäude mit wertvollen Dekorationen zusätzlich aufzuwerten. Das Belwalder-Gitsch Hüs wurde bereits im Jahr 2014 vom Oberwalliser Heimatschutz mit dem Raiffeisenpreis ausgezeichnet.

Die nachhaltige Sanierung des Baudenkmals, das dafür in die Endrunde der nominierten Projekte einzog, übernahm das Architekturbüro Walliser Architekten. Mit umweltfreundlichen Materialien und Methoden rettete das Team die angegriffene Bausubstanz des Hauses.

Dabei konnten die historischen Elemente, etwa Giltsteinöfen, Feuerstellen und im Laufe der Jahrhunderte ausgetretene Trächen, erhalten werden, so dass Besucher die lange Geschichte des Belwalder Gitsch-Hüs heute nicht nur sehen und hören, sondern fühlen und erleben können. Einen Teil davon kann man in der Stube nachlesen: Die historische Inschrift am Dielbaum erzählt, wer das Haus ursprünglich erbaut hat.


Belwalder-Gitsch Hüs – Aussenansicht. (Bild: © Für Ferien im Baudenkmal James Batten)

Bewertung und Präsentation der Constructive Alps-Projekte

Über 350 Projekte aus der Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich und Slowenien haben sich für den Constructive Alps-Architekturpreis 2015 beworben. Sie alle wurden einer internationalen Jury zur Begutachtung und zum Diskurs vorgelegt.

Bewertet wurden unter anderem die vier Säulen der Nachhaltigkeit – Kultur und Soziales, Ökonomie und Ökologie – sowie Aspekte der Sinnlichkeit und Ästhetik. Die 32 für die Endrunde nominierten Kandidaten werden im Alpinen Museum der Schweiz in Bern gezeigt und vorgestellt; dort können sie noch bis zum 10. Januar 2016 bewundert werden.


Belwalder-Gitsch Hüs – untere Stube. (Bild: © Für Ferien im Baudenkmal James Batten)

Baudenkmäler mit Wohlfühlcharakter

Sowohl das Türalihus als auch das Belwalder-Gitsch Hüs gehören zu den Objekten der Stiftung „Ferien im Baudenkmal“, die es sich neben der Kulturpflege und Neubelebung alter Dorfzentren zur Aufgabe gemacht hat, Reisenden und Ausflüglern besonders stilvolle und authentische Ferienunterkünfte in den nachhaltig sanierten Baudenkmälern anzubieten. So stehen im Türalihus am Dorfplatz von Valendas zwei Ferienwohnungen zur Verfügung: Die untere bietet Raum für vier Gäste, und im oberen Stockwerk des vornehmen Bürgerhauses aus dem 15. Jahrhundert können sich sieben Personen wohlfühlen.

Auch im malerischen Belwalder-Gitsch Hüs kann man sich über die Stiftung für ein langes Wochenende oder eine erholsame Ferienzeit einmieten. Die beiden Wohnungen – eine untere für sechs und eine obere für sechs bis acht Personen – können einzeln oder zusammen gebucht werden. Das Baudenkmal liegt im Landschaftspark Binntal, dessen Schönheit und Erholungsmöglichkeiten die Anreise sowohl im Sommer als auch im Winter lohnenswert machen.

 

Artikelbild: Türalihus Aussenansicht (© Für Ferien im Baudenkmal Gataric Photography)

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Mehr zu Christine Praetorius

Christine Praetorius, Jahrgang 1971, spricht und schreibt über Neues, Altes, Schönes und Kurioses. Ich liebe Sprache und Musik als die grössten von Menschen für Menschen gemachten Freuden – und bleibe gerne länger wach, um ihnen noch etwas hinzuzufügen. Seit 2012 arbeite ich mit meinem Mann Christian als freie Texterin, Autorin und Lektorin.

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