Nah am Wasser gebaut: Schloss Chillon
VON Claudia Göpel Allgemein Denkmalpflege
Die Lage in unmittelbarer Wassernähe hatte praktische und strategische Vorteile, denn bei kriegerischen Auseinandersetzungen hatten die Bewohner eines Wasserschlosses, die korrekte Bezeichnung lautet Niederungsburg, immer Zugang zum Trinkwasser, konnten sich besser versorgen und verteidigen.
Doch auch eine Schweizer Landschaftsregion wird so genannt. Die Region um Brugg, Turgi und Klingnau im Kanton Aargau, in der sich die drei Flüsschen Reuss, Aargau und Limmat vereinigen, um sich als gemeinschaftlicher Fluss Aargau später bei Koblenz in den Rhein zu ergiessen, wird als das Wasserschloss der Schweiz bezeichnet.
Schloss Chillon – der Wächter vom Genfersee
Das Château de Chillon, wenige Kilometer südöstlich von Montreux am Ufer des Genfersees, ist nicht nur ein prachtvolles Wasserschloss, sondern zählt auch zu den bekanntesten historischen Bauwerken auf dem Gebiet der Schweiz und ist ein beliebtes Bildmotiv der Westschweiz. Das reich gegliederte, 25 Einzelgebäude umfassende Schloss liegt eindrucksvoll und majestätisch auf einer Felseninsel am Ostufer des Sees und ist nur über eine hölzerne Zugbrücke zu erreichen, die das Schloss über den zehn Meter breiten Wassergraben mit dem Ufer verbindet. Im Mittelalter lag an der Engstelle zwischen Burg und Berghang eine wichtige und ertragreiche Zollstation, die den Simplonpass kontrollierte.
300’000 Besucher zählt das Schloss Chillon jedes Jahr und gehört damit zu den am meisten besuchten historischen Gebäuden der Schweiz. Die Felseninsel, auf der das 1001 erstmal erwähnte Wasserschloss erbaut wurde, kann auf eine lange Besiedlungsgeschichte zurückblicken, denn sie wurde bereits in der Bronzezeit um 2000 v. Chr. bewohnt, wie archäologische Funde aus der damaligen Zeit beweisen. Hauptturm und gut erhaltene Bausubstanz im Innern der Burganlage stammen aus dem 11. Jahrhundert. Zu dieser Zeit unterstanden die adligen Bewohner der Burg dem Bistum Sitten.
Bis ins 17. Jahrhundert hinein wechselte die Burg mehrmals den Besitzer, auch einige Umbauten und Ergänzungen wurden vorgenommen. In der heute sichtbaren Gestalt existiert sie unverändert seit dem 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert diente die Wasserburg dem Grafen von Savoyen als Schlossresidenz und Gefängnis, in dem unter anderem sechs Jahre lang der Prior von Genf einsitzen musste. 1536 wurde die Burg von den Bernern eingenommen. Prachtvolle Repräsentationsräume mit Wandmalereien und alte Kamine zeugen vom Reichtum der damaligen Besitzer. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts befindet sich die Burg im Besitz des Kantons Waadt.
Oberstes Bild: Schloss Chillon ist das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz. (© berggeist007 / pixelio.de)