Scheitert die Erweiterung der Uni Zürich am Denkmalschutz?
VON Claudia Göpel Allgemein Denkmalpflege
In den nächsten 30 Jahren soll das Uniquartier Zürich radikal verändert, modernisiert und erweitert werden. Hierzu müssten mehrere alte Gebäude abgerissen werden, die nach Auffassung der Stadt nicht mehr mit dem Unibetrieb konform gehen. Genau diese Gebäude stehen jedoch unter Denkmalschutz. Verhindert die Denkmalpflege den Anschluss der Zürcher Universitäten an die Weltelite?
Grösser, schöner, weiter, teurer
Der Entscheidungsprozess scheint abgeschlossen. Das Areal rings um Spital, Uni und ETH soll um bis zu 40 % vergrössert werden. Den Masterplan für das langjährige, sechs Milliarden Schweizer Franken teure Bauprojekt hat die Stadt Zürich Anfang September 2014 der Öffentlichkeit in einer Medienkonferenz bekannt gegeben. Das Vorhaben war den meisten Presseportalen jedoch nur eine kleine Randnotiz wert. Es ist ja noch reichlich Zeit. Vielleicht hoffen die Verantwortlichen, dass sich die absehbaren Probleme im Lauf der Jahre von selbst lösen.
Der Abriss von neun grossen Gebäuden ist geplant, die jedoch im überregionalen Denkmalschutzinventar gelistet sind. Hinzu kommen weitere Gebäude, die kommunal geschützt sind. Damit ist der Streit zwischen Heimatschutz, Denkmalschutz und Stadt vorprogrammiert. Doch es geht nicht um kleinliche Streitereien, ob ein altes Holzhaus erhalten werden soll oder nicht – es geht um den Erhalt kulturhistorisch wertvoller Baudenkmäler. Bei der Entscheidung hat sicher auch die UNESCO ein Wörtchen mitzureden.
Übergeordnetes öffentliches Interesse
Klingt wichtig, klingt gefährlich – denn genau dieses Interesse macht Zürich geltend, um trotz Denkmalschutz die erforderlichen Abbruchbewilligungen zu erhalten. Das Anatomiegebäude des Spitals bietet das meiste Konfliktpotenzial. Diese Immobilie soll nicht nur zuerst dran glauben, sondern ist kulturhistorisch besonders relevant. Der aparte kleine Bau befindet sich an der Gloriastrasse am Rand des Spitalparks und steht einem geplanten Neubau schlicht im Weg, denn genau an dieser Stelle soll viel Platz geschaffen werden, vor allem in die Höhe.
Ebenfalls vom Abriss bedroht sind das Dermatologiegebäude und der Hörsaaltrakt. Letztgenannter Gebäudekomplex wurde in den 40er-Jahren von den Schweizer Architekten Max Haefeli, Rudolf Steiger und Werner Max Moser konzipiert und umgesetzt. Thomas Müller, Präsident des privaten Vereins Zürcher Heimatschutz, will trotzdem noch nicht die Pferde scheu machen. Sein Verein wird sich erst zu diesem Grossprojekt äussern, wenn die konkreten Baugesuche vorliegen.
Oberstes Bild: ETH Zürich Hauptgebäude (© Juerg.hug, Wikimedia, CC)