Baudenkmäler in Kreuzlingen: Kloster, Schloss und Kornschütte
VON Claudia Göpel Allgemein Denkmalpflege
Drei eingemeindete Dörfer bildeten in den späten 1920er-Jahren die Grundlage für die Stadt Kreuzlingen: Egelshofen, Emmishofen und Kurzrickenbach. 1947 erhielt Kreuzlingen das grosse Stadtrecht. Erst zu diesem Zeitpunkt waren die notwendigen 10’000 Einwohner erreicht. Die Stadt Kreuzlingen entwickelte sich rasch und bildet heute mit der deutschen Stadt Konstanz ein räumliches Ballungsgebiet (Agglomeration) mit insgesamt 120’000 Einwohnern. Die nördliche Stadtgrenze schliesst direkt an den mittelalterlichen Kern von Konstanz an und ist gleichzeitig die Staatsgrenze zu Deutschland.
Kreuzlingen ist an drei Seiten umgeben von Wäldern und ländlichen Gebieten und liegt in sanfter östlicher Hanglage am Bodensee in unmittelbarer Nähe zum Seerhein und dem Untersee im Westen. Rings um die Stadt gibt es viele Zeugnisse kleinörtlicher Struktur sowie zahlreiche historische Bauten, die eine Herausforderung für den Schweizer Denkmalschutz darstellen. Einige geschichtsträchtige Baudenkmäler von überregionaler Bedeutung stellen wir Ihnen hier kurz vor: das Kloster Kreuzlingen, Schloss Seeburg sowie die Seeburgscheune (ehemaliges Kornhaus).
Kloster Kreuzlingen: ehemaliges Augustinerchorherrenstift
Das Kloster wurde um 1125 vom Konstanzer Bischof Ulrich I. von Kyburg-Dillingen als Augustiner-Chorherrenstift in der Nähe der damaligen kleinen Ortschaft Kreuzlingen gegründet. Der Ursprung liegt jedoch noch mehrere Hundert Jahre in der Vergangenheit. Der Heilige Konrad I. war von 935 bis 976 Bischof in Konstanz. Von einer Reise nach Jerusalem brachte er einen Splitter des Kreuzes Jesu mit, den er einem Hospital im Ort Stadelhofen schenkte, das er kurz vorher gestiftet hatte. Dieses Stiftshospital erhielt den Namen Cruzelingen, der zum späteren Namen Kreuzlingen führte.
Nach dem Tod Konrads verfiel das Hospital zusehends, weil die finanziellen Mittel zum Erhalt fehlten. Im Jahr 1125 wird es in einer Urkunde Kaiser Heinrichs V. als teilweise zerstört beschrieben, wofür die Blasphemie der bischöflichen Nachfolger verantwortlich gemacht wird. Noch im selben Jahr wurde daraufhin die Kreuzlinger Stiftung erneuert. Ulrich I. von Kyburg-Dillingen gründete ein Chorherrenstift nach der Regel des heiligen Augustinus als eines der ersten, später viel beachteten Augustinerklöster. Bischof Ulrich stammte aus derselben Familie wie Bischof Ulrich von Augsburg, der heiliggesprochen wurde. Diesem widmete er das neu erstandene Kloster.
Nach dem Schwabenkrieg von 1499, bei dem Kreuzlingen aufgrund des Baseler Friedensabkommens dem heutigen Kanton Thurgau zugesprochen wurde, brannten die Konstanzer aus Verärgerung über diese Entscheidung das Kloster und die angrenzende Kirche nieder. Konstanz wurde verpflichtet, das Kloster wiederaufzubauen. 1633 wurde es, wiederum aus Verärgerung über eine landespolitische Entscheidung, ein zweites Mal von den Konstanzern niedergebrannt. Daraufhin entschloss sich die Kirche, das Kloster „einen Kanonenschuss weit entfernt“ von Konstanz neu zu errichten.
An das neue Kreuzlinger Kloster wurde eine beeindruckende Basilika angebaut. 1653 fand die Einweihung der Kirche St. Ulrich und St. Alfa statt. Die Thurgauer Regierung hob 1848 das Kloster auf und zog sämtliche Güter ein. Heute gehören Kloster und Basilika zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Kreuzlingen. Das Innere der Kirche begeistert die Besucher mit seiner barocken Ausstattung, während das Klostergebäude selbst als Pädagogische Maturitätsschule genutzt wird.
Schloss Seeburg: wahr gewordener Traum mit Schlosspark
Schloss Seeburg wurde im Jahr 1598 von dem Konstanzer Adeligen Jakob Atzenholz-Zollikofer von Tattenwiler erbaut und liegt direkt am Bodensee im wunderschönen Seeburgpark. Der zweieinhalb Kilometer lange schmale Park am Ufer des Bodensees ist das eigentlich Kulturdenkmal und ein Juwel gärtnerischer Baukunst. Das kleine, wenige Jahrzehnte nach seiner Erbauung bereits niedergebrannte und mehrfach wiederaufgebaute Schlösschen ist ein einfacher Kubus mit quadratischer Umfassungsmauer und hübschem Giebeldach. Erst der angrenzende, 1894 gestaltete Park macht das Haus zu einem Schloss.
Das Gebäude Schloss Seeburg ist seit 1958 im Besitz der Stadt Kreuzlingen und wurde in den 1980er-Jahren umfassend renoviert. Verantwortlich für die Denkmalpflege: Jürg Ganz vom Architekturbüro Ernst Oberhänsli. Das Gebäude ist als Baudenkmal der Klasse A eingetragen. Seit 2011 lockt ein feines Restaurant Touristen und Einheimische ins Schlösschen und in den Freisitz am Seeufer. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Seeburgscheune mit dem Seemuseum.
Seeburgscheune: Denkmalschutz am immer genutzten Objekt
Über die Seeburgscheune sind kaum Publikationen online zu finden. Die ehemalige klösterliche Kornschütte (Kornhaus) steht am einstigen Getreidehafen östlich der Seeburg. Es handelt sich um ein Staffelgiebelhaus aus dem 16. Jahrhundert, in dem sich heute das Seemuseum befindet. Die Seeburgscheune wurde ab 1990 fachgerecht restauriert. Verantwortlich für die denkmalschutzgerechte Restauration war Peter Hartung. Die Arbeiten dauerten drei Jahre bis Ende 1993, um die Finanzierung kümmerte sich die Stiftung Seemuseum, die das Gebäude 1988 von der Stadt Kreuzlingen zum Zweck der Erhaltung und Nutzung überschrieben bekam.
Die Seeburgscheune in Kreuzlingen gehört zu den kulturhistorisch wertvollen Baudenkmälern der Klasse A. In dem restaurierten Gebäude befindet sich ein überregionales Museum, das ausführlich über den Bodensee und die angrenzenden Gewässer und Ländereien informiert. Eine museale Darstellung des Bodenseeraumes mit Schifffahrts- und Fischereigeschichte sowie Erhaltung und Ausstellung historischer Schiffsbaukunst der Region gehören zu den Aufgaben des Museums in dem auf den ersten Blick unscheinbar wirkenden Gebäude.
Oberstes Bild: Im Ortsteil Egelshofen in Kreuzlingen (© Pingelig, Wikimedia, CC)