Das Ritterhaus in Bubikon
VON Ulrich Beck Allgemein Denkmalpflege
Grund für die Stiftung waren wohl Erbschaftsstreitigkeiten zwischen Freiherren der Toggenburger und der Rapperswiler. Diethelm V. von Toggenburg schenkte dem Johanniterorden verschiedene Güter, um sie der Konkurrenz zu entziehen. Später folgten weitere Geschenke der Rapperswiler, so dass beide Familien als Stifter gelten können.
Im Jahr 1525 kam es im Zuge der Reformation zur Plünderung der Kommende durch die umliegenden Bauern, wobei auch die Kapelle entweiht wurde. Daraufhin wurde die Kommende vom Zürcher Stadtrat eingezogen sowie der Ordenskonvent aufgelöst. Sieben Jahre später musste Zürich Bubikon allerdings an den Grosskomtur zurückgeben. Der Konvent wurde jedoch nicht wieder eingerichtet und für die Verwaltung der Geschäfte setzte der Rat jeweils einen Statthalter aus Zürich ein.
1789 verkaufte der Malteserorden die Kommende mit allen Gütern und Rechten. Im Anschluss wechselten mehrfach die Besitzer, und sowohl Gebäude als auch Ländereien wurden unter verschiedenen Familien aufgeteilt. 1936 schliesslich gründete sich die Ritterhausgesellschaft Bubikon (RHG), die zwei Jahre später den grössten Teil der Bauten erwarb und zu renovieren begann. 1941 wurde das Museum in einem bereits renovierten Teilabschnitt eröffnet. Der Abschluss der Sanierung ziog sich allerdings noch bis 1960 hin. Danach wurde das Ritterhaus unter den Schutz des Bundes und damit der Denkmalpflege gestellt.
Das Bruderhaus und die Kapelle sind der älteste Kern der gesamten Anlage. Sie wurden gegen Ende des 12. Jahrhunderts errichtet, möglicherweise auf den Resten einer noch älteren Anlage. Die Kapelle im romanischen Stil erhielt im 14. Jahrhundert einen gotischen Chor, der aber 1819 abgerissen wurde. Die Wandmalereien im Innenraum sind zum grössten Teil um 1210 entstanden und zählen zu den am besten erhaltenen Gemälden ihrer Art in der Deutschschweiz. Dargestellt werden u.a. Geschichten aus dem Leben von Johannes dem Täufer sowie die Stiftung der Kommende durch die Freiherren von Toggenburg und Rapperswil.
Das Haupthaus mit dem Rittersaalflügel wurde hauptsächlich zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert erbaut. Hier lebten und arbeiteten ursprünglich der Komtur und sein Verwalter, später die Statthalter aus Zürich. Eine Erneuerung des Haupthauses erfolgte um 1570 im Renaissance-Stil. Damals erhielt es auch das heute noch vorhandene Wappen des Malteserordens samt Fürstenkrone. Dazu muss man wissen, dass der Johanniterorden seinen Sitz 1530 nach Malta verlegte und seither auch als Malteserorden bezeichnet wird. Das Sennhaus stammt aus der Zeit um 1480. 1570 wurde es für die Milchwirtschaft des Gutsbetriebs umgebaut. Da im 19. und frühen 20. Jahrhundert hier das Gesinde lebte, bezeichnet man es auch als Gesindehaus.
Die Dauerausstellung des Museums präsentiert verschiedene Themenbereiche, darunter die Ordens- und Baugeschichte der Kommende inklusive 800 Jahre Fensterhistorie, einen speziellen Rundgang für Kinder und Jugendliche unter dem Motto „Seefahrt, Zimt und Schwalbenschwanz“ sowie einen in vier Zonen aufgeteilten Kräutergarten, in denen Heilkräuter und Gewürze aus verschiedenen Epochen der Geschichte wachsen: Antike, Mittelalter, Kolonialzeit und Moderne.
Ausserdem beherbergt das Museum zwei aussergewöhnliche Sammlungen. Zum einen ist da die antike Waffensammlung des Zürcher Kaufmanns Johann Jakob Vogel (1813-1862) mit rund 220 Exponaten, die sich seit 1947 im Ritterhaus befindet. Zum anderen handelt es sich um die Münzsammlung der Familie Hotz mit mehr als 400 Münzen, die zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert geprägt wurden. Sie gehört zu den umfassendsten Sammlungen zur Thematik Johanniter- bzw. Malteserorden.
Last but not least wurde schon 1940 die erste Etappe der Einrichtung einer Bibliothek des Ordens abgeschlossen. Zu ihrem Bestand gehören Bücher vom 16. Jahrhunder bis heute, darunter auch die bekannte Stumpf-Chronik. Johannes Stumpf war Theologe, Historiker, Kartograf und seit 1522 Prior im Ritterhaus. Später schloss er sich der Reformationsbewegung an und trat von diesem Amt zurück. Sein wichtigstes Werk ist die Chronik der Alten Eidgenossenschaft von 1547/48, die mit mehr als 400 Holzschnitten überaus reichhaltig illustriert ist. Interessante Wechselausstellungen schliesslich runden das Museumsangebot ab.
Das Ritterhaus Bubikon ist aber auch eine über die Region hinaus bekannte Begegnungsstätte. Seine Räumlichkeiten können für Veranstaltungen aller Art gemietet werden. Es gibt eine Vielzahl von Spezialangeboten für Unternehmen, Vereine, Reisegruppen, für Kinder und Familien, Schulklassen sowie für Hochzeiten und andere Feste.
Oberstes Bild: Das Ritterhaus Bubikon ist Museum und Begegnungsstätte für Veranstaltungen aller Art (Bild: Roland zh, Wikimedia, CC)