Der Gotthardbahn-Zubringer Luzern-Immensee: Vor 125 Jahren eröffnet

Wer mit der S3 von Luzern über Meggen und Küssnacht Richtung Brunnen fährt, kommt in den Genuss eines malerischen Ausblicks. Die Streckenführung durch die Stadt erfährt weniger Beachtung – zu Unrecht.

Die Schleifung der Stadtbefestigungen war unbestritten ein städtebaulicher Meilenstein für Luzern. Dass die Anbindung der Stadt ans Eisenbahnnetz einen ähnlich grossen Einfluss auf die bauliche Entwicklung der Stadt hatte, ist hingegen weniger bekannt.

Mit dem 1859 erbauten Bahnhof wurde das linke Reussufer aufgewertet und erschlossen. Nach einem ersten Entwicklungsschub hemmte die Bahn paradoxerweise selber den Fortschritt, da sie einen eisernen Gürtel bildete, der Bebauung und Verkehr behinderte.


Bahnhofanlage von 1859–1896 mit Gleis bis zur Dampfschiff-Anlegestelle: Die Gleisanlagen verliefen entlang der Bürgen- und der Pilatusstrasse (heute alles Pilatusstrasse). Die ehemaligen Anlagen sind mit dem Knick der Strasse noch heute im Stadtplan sichtbar.

Das neue Tor zum Süden im Bau, 1895/96: Bevor der zweite Bahnhof realisiert werden konnte, mussten im ehemaligen Sumpfgebiet aufwändig tragfähige Fundamente erstellt werden.

Der Viktoriaplatz an der Kreuzung Pilatusstrasse/Hirschmattstrasse: Die Dampflokomotiven verkehrten direkt vor dem 1890 erbauten Hotel Victoria. Das Hotel wurde bereits 1923/24 zu einem Geschäftshaus umgebaut.

Der Anschluss an die Gotthardlinie über Küssnacht nach Immensee bot für Luzern die Chance einer Neuorganisation des Bahnareals. Zur Diskussion standen ein neuer Durchgangsbahnhof Halde sowie abenteuerliche Eisenbahn-Seebrücken.

Der Kopfbahnhof blieb bestehen, dafür wurden die Gleise abgedreht und so Raum geschaffen für die bauliche Ausdehnung im Gebiet der heutigen Neustadt. Zur Entflechtung der Verkehrsströme wurden Bahneinschnitte, Strassenüberführungen, Eisenbahnbrücken, Dämme und Tunnels gebaut, die bis heute das Stadtbild prägen.

Der Gotthardbahn-Zubringer Luzern–Immensee konnte nach jahrelanger Verzögerung schliesslich 1897 eröffnet werden. 1922 wurde die Strecke von Luzern bis Chiasso durchgehend elektrifiziert.

Heute erfolgt die Anbindung an die Nord-Süd-Achse über Rotkreuz. Am Gotthard wurde der alte Scheiteltunnel inzwischen vom Basistunnel abgelöst. Der Kopfbahnhof mit seiner Zufahrt blieb als Flaschenhals bis heute bestehen. Mit dem geplanten Durchgangsbahnhof steht nun der nächste grosse Wurf an. Die Zukunft wird zeigen, welche neuen Entwicklungen damit angestossen werden.

Titelbild: Der erste kleine Bahnhof mit der ersten Seebrücke von 1870. Die neben der Reussbrücke einzige befahrbare Brücke verband die Altstadt mit dem ausserhalb der Stadt platzierten Bahnhof und war zu grossen Teilen von der Centralbahn finanziert worden.

 

Quelle: Kanton Luzern
Bildquelle: Stadtarchiv Luzern

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