Kultur virtuell erleben – das Internet macht es möglich

Vom Sofa aus ins Museum, in der eigenen Küche in die Kunstgalerie, im Pyjama ins Theater – all das ist im heutigen Zeitalter der Digitalisierung mit wenigen Klicks ganz einfach möglich. Kunst, Geschichte, Wissenschaft und Kultur wird durch eine Vielzahl an digitalen Angeboten der kulturellen Einrichtungen im Internet erlebbar.

Sowohl heimische Museen und Galerien als auch internationale Kulturhäuser haben ihre Ausstellungen online digitalisiert, um sie für Kulturinteressierte aus aller Welt einsehbar zu machen. Virtuelle Rundgänge erlauben es, durch die ruhigen Gänge zu schlendern, mit Livestreams gelangen Ausstellungen zum Besucher nach Hause und über Online-Sammlungen können Exponate digital bewundert werden. Welche Vorteile bietet die neue Art des Kulturlebens und welche Nachteile birgt sie?

VR erlaubt immersive, digitale Erlebnisse

Durch die Bereitstellung von virtuellen Rundgängen durch Museen und Galerien, ist es für Kulturfreunde möglich, mithilfe der virtuellen Realität in der dritten Dimension durch das Museum zu schlendern, ohne dabei tatsächlich das Haus zu verlassen. Das Museum kommt auf diesem Weg direkt zum Gast nach Hause. Obwohl die VR-Technologie schon seit einer Weile entwickelt wird, hat sie es erst vor kurzem geschafft, sich dem Mainstream zu nähern und massentauglich zu werden.

Alles begann im Jahr 1968 an der Harvard University, als das erste VR-Gerät erfunden wurde, welches damals noch an der Decke angebracht werden musste, da es so schwer war. Inzwischen hat sich allerdings viel verändert. Obwohl VR in den Jahren nach der Erfindung nicht die Massen erreichte, brachte das letzte Jahrzehnt grosse Veränderung für den Markt. Mit dem Erscheinen des Oculus Rift VR-Headsets und zahlreicher VR-Spiele, von Alien-Invasionen in Half-Life: Alyx bis hin zu klassischen Spielen wie Poker VR, schaffte es die Technologie in die Wohnzimmer der Massen. Doch was im Bereich der Videospiele begann, hat es inzwischen tief in die Welt der Kultur geschafft, denn jetzt können Nutzer ihre VR-Headsets einsetzen, um virtuell Museen zu besuchen.

Kultur aus aller Welt auf Abruf

Um ihre Ausstellungen Interessierten aus aller Welt zugänglich zu machen, stellen Kuratoren ihre Sammlungen im Internet zur Verfügung. Viele setzen dabei auf innovative 360-Grad-Videos. Diese Videos können entweder über den Bildschirm gesteuert werden oder über ein VR-Headset erlebt werden, welches das Erlebnis besonders immersiv macht. Viele Museen haben sich zudem andere Formate ausgedacht, um ihre Sammlungen immersiv zu machen und stellen etwa digitale Versionen ihrer Exponate online bereit, übertragen Livestreams aus dem Museum oder stellen Audioguides im Netz bereit. So kann man sich auf vielfältige Weise den Museumsbesuch nach Hause holen.

Mit dem Google Arts & Culture Projekt wurden über 2000 Museen und Galerien aus aller Welt im Internet erlebbar gemacht. Viele Einrichtungen bieten digitale Rundgänge, während einige auch Audio-Guides und interaktive Stationen implementiert haben. Auch zahlreiche Museen aus der Schweiz sind dem Trend längst gefolgt und haben ihre Ausstellungen auf die digitale Ebene gehoben. Zum Beispiel ist dort die Fondation Beyeler in Basel zu finden, durch dessen Kunstausstellung Interessierte virtuell einen Besuch abstatten können. Das Landesmuseum Zürich bietet ebenfalls ein digitales Programm und stellt ausgewählte Ausstellungen online mit vielen Informationen und Hörstationen bereit, darunter auch die aktuelle Ausstellung „Menschen. In Steinge meisselt.“. Unter anderem ist auch das Paläontologische Museum Zürich, das CERN in Genf und das Musée Cantonal d’Archéologie et d’Histoire in Lausanne digital erlebbar.

Kann es mit einem echten Besuch im Museum mithalten?

Die Bereitstellung von Ausstellungen im Internet bietet eine lange Reihe an Vorteilen. Allem voran macht es Kultur, Geschichte, Kunst und Wissenschaft mit wenigen Klicks und in aller Regel kostenlos für Menschen aus aller Welt direkt zugänglich. Auf diese Weise kann nun jeder, unabhängig von Ort und Zeit – sofern eine Internetverbindung besteht – Museen und Galerien in entfernten Ländern besuchen, über andere Kulturen lernen und mehr über unsere Geschichte erfahren. Ob man sich vom Sofa durch das eigene Landesmuseum klickt oder kurzerhand durch das Louvre spaziert, um Mona Lisa ohne Panzerglas zu bewundern, oder auch das National Museum of Modern and Contemporary Art in Seoul besucht. Dank des Internets wird Kultur rund um die Uhr, kostenlos und für alle zugänglich, ohne das Haus zu verlassen.

Viele Museumsfreunde werden jedoch anzumerken haben, dass ein digitaler Museumsbesuch den realen Rundgang kaum ersetzen könnte. So fehlt beim virtuellen Rundgang der Austausch mit anderen Besuchern und Kuratoren vor Ort, ausserdem ist die ungemeine Ruhe und Idylle in Museen und Galerien etwas, das den Besuch so einzigartig und eindrucksvoll macht. Hinzu kommt, sich stundenlang vor einem Kunstwerk hinzusetzen, um es in all seiner Pracht auf sich wirken zu lassen, oder die unglaubliche Grösse eines echten Dinosaurierskeletts zu erfassen, ist nur mit einem echten Museumsbesuch richtig möglich.

Museen rund um den Globus stellen heutzutage ihre Sammlungen online bereit, um von Menschen aus aller Welt bewundert werden zu können. Während der digitale Besuch zwar nur kaum einen persönlichen Besuch ersetzen könnte, muss es das auch gar nicht. Vielmehr ist es eine hervorragende Ergänzung, es bietet Inspiration, erweckt bei vielen den Wunsch, einmal persönlich vor Ort zu sein, und – allem voran – machen die digitalen Angebote Kunst und Kultur für jeden zugänglich. Und was könnte es Schöneres geben als das?

 

Titelbild: Savvapanf Photo – shutterstock.com

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