Gemälde restaurieren – was kann ich selbst, was macht ein Restaurator?

Ölbild restaurieren

Haben Sie auf dem Flohmarkt oder auf dem Dachboden ein altes Gemälde gefunden, das leider verschmutzt oder gar beschädigt ist?

In diesem Beitrag befassen wir uns mit Möglichkeiten, selbst ein altes Bild zu restaurieren und stellen den Beruf des Restaurators vor.

Kann ich ein Ölbild selbst restaurieren?

Haben Sie ein altes Bild geerbt oder auf dem Dachboden gefunden, sollten Sie dieses, bevor Sie selbst Hand anlegen, einem Experten zeigen. Handelt es sich nämlich um ein wertvolles oder sehr altes Gemälde, empfiehlt es sich keinesfalls, als Laie Verbesserungen vornehmen zu wollen. Ist Ihr Bild jedoch lediglich von persönlichem Wert und wenig beschädigt oder verschmutzt, ist es möglich mit Geduld und dem richtigen Handwerkszeug das Bild selbst auszubessern. Im Idealfall haben Sie selbst schon mit Pinsel und Farben gearbeitet. Weitere Voraussetzungen sind ein gutes Sehvermögen, hochwertiges Material und ausreichend Zeit.


Gemälde Venedig
Ölgemälde Boote in Venedig (Bild: CYC– shutterstock.com)

Und so gehen Sie vor:

Die Spuren der Zeit müssen nicht unbedingt Beschädigungen sein. Oftmals sind Ölbilder auch nur staubig und vergraut. Damit die Farben wieder leuchten können, gibt es eine ganz einfache Methode, den Schmutz zu entfernen: Schneiden Sie eine grössere Zwiebel in der Mitte durch und wischen sie vorsichtig mit der Schnittfläche über das Bild. Zwiebeln enthalten eine leichte Schwefelsäure, welche dabei hilft, dass sich die mit der Zeit gebildeten Ablagerungen lösen. Diese lassen sich mit einem sauberen, weichen Tuch ganz einfach wegwischen.

Auch die Schnittfläche einer Kartoffel hilft verschmutzte Gemälde zu reinigen. Tauschen Sie die Kartoffel jeweils aus, sobald sie Schmutz aufgenommen hat.

Wichtig: Diese Reinigungstipps gelten nur für Ölgemälde und auch nur für solche, die keinen hohen materiellen Wert haben. Es kann passieren, dass sich durch diese Behandlungen Mikroorganismen ansiedeln und mit der Zeit das Bild weiter beschädigen. Eine Versiegelung ist deshalb dringend angeraten. Ein Restaurator benutzt zur Reinigung von Ölgemälden Terpentin. Um Ihr Bild zu schonen, ist es eine Überlegung wert, ob die zuvor genannten Hausmittel, oder  besser Terpentin zum Einsatz kommen.

War das Bild lediglich verschmutzt, aber weisst keine Beschädigungen auf, ist es empfehlenswert, nach der Reinigung eine dünne Schicht schützende Leinölfirnis mit einem Tuch gleichmässig aufzutragen. Verwenden Sie hierfür ein Baumwolltuch, zum Beispiel ein altes T-Shirt. Achten Sie aber darauf, dass das Tuch nicht fusselt. Auch Microfasertücher sind optimal geeignet.

Vergessen Sie nicht, das Bild auch auf der Rückseite zu reinigen. Dazu wird es vorsichtig aus dem Rahmen genommen und später wieder eingesetzt werden. Dafür benötigten Sie Leinenstreifen, Nägel oder Tackernadeln.

Viel Fingerspitzengefühl ist notwendig, wenn das Bild Risse oder gar Löcher aufweist. Überlegen Sie sich, bevor Sie mit der Arbeit beginnen, ob sie damit leben können, dass Ihr Gemälde möglicherweise nach der laienhaften Restauration nicht mehr das gleiche ist, wie ursprünglich.

Ölbilder selbst reparieren oder restaurieren, ist unüblich, aber machbar. Sollte ein Gemälde jedoch stark beschädigt sein und hängt Ihr Herz an dem Bild, lassen Sie besser einen Experten ran. Aber auch ein Fachmann kann gröbere Risse, fehlende Stücke in der Leinwand oder andere ausgeprägte Beschädigungen nicht in jedem Fall restaurieren. Ein Ölgemälde, welches im Laufe vieler Jahre kleinere Risse und Löcher bekam, kann jedoch meistens gerettet werden.

Flecken und kleine Stellen, an denen die Farbe fehlt, lassen sich mit feinen Pinseln und hochwertigen Ölfarben sowie viel Fingerspitzengefühl ausbessern. Ein Laie hat jedoch selten das Auge und Farbverständnis für die nötigen Korrekturen und Ausbesserungen. Leider können Wirkung und Aussage eines Bildes trotz sorgfältiger Arbeit verändert werden.

Der Beruf des Restaurators


Ölfarben
Auf die richtigen Farben kommt es an, soll die Wirkung des Gemäldes nicht verändert werden (Bild: Rudchenko Liliia– shutterstock.com)

Fachleute, die Gemälde restaurieren und konservieren sind gefragt. Die genaue Berufsbezeichnung lautet Konservator/in-Restaurator/in FH. Sie sind verantwortlich für die Erfassung, Erhaltung und Dokumentation von Kulturgütern und Kunst. Dazu zählen neben Gemälden auch Textilien, Skulpturen und archäologische Funde.

Die Ausbildung dauert drei Jahre in Vollzeit. Nach zwei weiteren Jahren kann der Master-Abschluss erreicht werden. Dieser ist erforderlich, wenn ein Restaurator selbstständig mit den notwendigen restauratorischen und konservatorischen Kompetenzen arbeiten möchte. Er hat die Möglichkeit, seine Spezialisierungsrichtung zu wählen, so beispielsweise Gemälde und Skulpturen. Zudem gibt es verschiedene Kurse und Nachdiplomstufen.

Viele Restauratoren entscheiden sich zudem für einen Auslandsaufenthalt, um Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten zu vertiefen. Die Branche erfordert individuelle Spezialisierungen auf hohem Niveau.

Was sind die Voraussetzungen für eine Ausbildung als Restaurator?

So manch ein Restaurator tritt in die Fussstapfen von Vater oder Grossvater. Andere entwickelten schon in jungen Jahren ein besonderes Interesse an Architektur, Malerei, Kunst und Innenausstattungen. Für alle gilt, wer ein Master-Studium absolvieren möchte, muss zuvor die Zulassung für ein Bachelor-Studium erhalten. Hierfür wird eine Berufsmaturität erwartet, deren Vertiefungsrichtung auf die Branche abgestimmt ist. Möglich sind auch eine Maturität sowie ein einjähriges Praktikum in den Bereichen Restaurierung und Konservierung. Die gewählte Fachhochschule bestimmt ihre Aufnahmebedingungen. Grundsätzlich muss für die Studienzulassung eine Eignungsprüfung bestanden werden. Je besser die Resultate, desto grösser sind die Chancen, einen der begehrten, aber beschränkten Studienplätze zu bekommen.

Eine gute Bildung und der Wunsch, Restaurator zu werden, genügen nicht, gewisse Softskills sind ebenfalls zwingend erforderlich. Dazu gehören eine exakte, sorgfältige Arbeitsweise, analytisch-konzeptionelle Fähigkeiten, weitreichende gestalterische Grundkenntnisse sowie hohes Qualitäts- und Verantwortungsbewusstsein.

Die Tätigkeiten des Restaurators


Gemälde Pfau
Ist das Ölgemälde wertvoll? Dann sollte die Reinigung und Restaurierung von einem Restaurator durchgeführt werden (Bild: Ivailo Nikolov– shutterstock.com)

Auch wenn der Restaurator viel Zeit in der Werkstatt oder vor Ort mit konzentrierter Arbeit verbringt, ist der Beruf doch äusserst vielseitig und interessant. So gehören beispielsweise zum Bereich Restaurierung das Erstellen von Konzepten, die Entscheidung, welches Verfahren das geeignete ist, die Anfertigung von Modellzeichnungen, Kostenberechnungen, Protokollieren der Arbeiten, Zusammenarbeit mit externen Mitarbeitern und natürlich die Restaurierung selbst. Reinigung, Desinfektion, Vergolden, Lackieren, Bemalen und weitere Verfahren gehören zum Berufsalltag des Restaurators.

Konservieren ist ebenfalls ein sehr vielseitiger Bereich, der dem Schutz und Erhalt der jeweiligen Objekte dient. Unter Konservierung versteht man die Verwaltung von Archiven und Sammlungen, die jeweils notwendigen Lagerbedingen zu schaffen, Zusammenarbeit mit Galerien und Museen oder Veranstaltern, die Voraussetzungen für sicheren Transport der Objekte zu ermöglichen, Forschungen betreiben und Fachartikel verfassen und veröffentlichen.

Restauratoren und Konservatoren arbeiten oft selbstständig oder sind in Archiven, Museen, Unternehmen und der Forschung angestellt. Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist die Denkmalpflege. Unabhängig vom Anstellungsverhältnis arbeiten Sie eng mit Architekten, Denkmalpflegern, Kunsthistorikern und Naturwissenschaftlerin zusammen.

In Branchenverzeichnissen oder Suchmaschinen finden Sie Restauratoren, welche sich auf Gemälde spezialisiert haben. Nehmen Sie mit diesem Kontakt auf, wenn Sie einen Dachbodenfund, ein Erbstück oder das Ölbild, welches bei Grossmutter über dem Sofa hängt, schätzen und/ oder restaurieren lassen möchten. Bevor Sie selbst zur Tat schreiten, sollten Sie sich vergewissern, ob es sich nicht um das Werk eines regional bekannten Malers handelt oder gar um ein noch wertvolleres Stück.

Nützliche Informationen

Adressen

Swiss Conservation-Restoration Campus
Fellerstrasse 11
3027 Bern
Tel.: 031 848 38 84
Fax: 031 848 38 81
www.swiss-crc.ch

Hochschule der Künste Bern HKB
Konservierung und Restaurierung
Fellerstr. 11
3027 Bern
Tel.: 031 848 38 78
www.hkb.bfh.ch

 

Titelbild: Sweet Art @ shutterstock.com

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