Kanton Aargau: Präsentation eines frühneuzeitlichen Hausinventars
VON belmedia Redaktion Denkmalpflege Denkmalschutz News
In der diesjährigen Ausstellung in der Vitrine AKTUELL präsentiert die Kantonsarchäologie Aargau im Vindonissa Museum ein frühneuzeitliches Hausinventar aus Wallbach. Die Funde geben einen Einblick in das Leben im Fricktal um 1600. Die öffentliche Vernissage der Vitrine findet am 11. November 2021 statt.
Um das Jahr 1600 brannte in Wallbach ein Haus nieder und der Brandschutt stürzte mitsamt dem Hausrat in den Keller.
Gut 400 Jahre später begleiten Archäologinnen und Archäologen im Frühjahr 2019 an derselben Stelle den Abbruch eines Bauernhauses. Dabei stossen sie auf die Brandschicht, die reichlich Holzkohle, Asche und Fachwerklehm enthielt. Im weiteren Verlauf der Grabungsarbeiten kommt der Keller zutage, dessen Mauern noch einen halben Meter und höher erhalten sind. Darin liegen Überreste des Hauses und der Hausrat der einstigen Bewohnerinnen und Bewohnern.
Ausstellung gibt eine Momentaufnahme wieder
Der Brand im Haus an der Rheinstrasse war ein unglückliches Ereignis und zerstörte Hab und Gut. Gleichzeitig entstand dabei aber eine Momentaufnahme aus der Vergangenheit. Das Hausinventar, das die Bewohnerinnen und Bewohner auf der Flucht vor dem Feuer zurückliessen, ist heute eine interessante Quelle für die archäologische Forschung. Die im Rahmen einer Projektarbeit an der Universität Basel durchgeführte Analyse des Fundmaterials erlaubt einen Einblick in das Alltagsleben im Fricktal um das Jahr 1600.
Im Brandschutt fanden sich zahlreiche Kachelfragmente eines Kachelofens. Darunter gibt es einige herausragende Stücke mit personifizierten Darstellungen von Tugenden. Die sieben Kardinaltugenden setzen sich zusammen aus den antiken vier Grundtugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mässigung, sowie den christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung. Auf einer Ofenkachel zeigt sich beispielsweise eine geflügelte Frau, begleitet von zwei Kindern und einem Hund. Sie stellt die christliche Tugend der Liebe dar. Den Kachelofen von Wallbach muss man sich als Patchwork vorstellen. Er wurde mehrmals repariert oder gar neu aufgesetzt, wobei zerbrochene Kacheln ersetzt wurden. So wurde der ursprünglich spätmittelalterliche Kachelofen bis zum Hausbrand um 1600 immer wieder mit neueren Kacheln modernisiert.
Im verbrannten Hausrat fanden sich ebenso die Überreste eines Fischernetzes in Form von Netzsenkern aus Stein und Resten von verbrannten Netzfasern. Weitere Funde geben darüber hinaus einen Hinweis zum Zeitpunkt des Brandes. Zwei Münzen, ein Halbgroschen des Herzogtums Lothringen und ein sogenannter Teston des Königreichs Frankreich belegen, dass sich der Brand nach 1560 ereignete. Die Gefässkeramik hilft sogar noch weiter: Das spezielle Malhorndekor taucht gegen Ende des 16. Jahrhundert auf und findet ab dem 17. Jahrhundert weite Verbreitung. Dies alles spricht dafür, dass das Haus an der heutigen Rheinstrasse in Wallbach um das Jahr 1600 oder kurz danach abbrannte.
Öffentliche Vernissage
Das Wallbacher Hausinventar wird nun erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert. Die Vernissage der kleinen Ausstellung in der Vitrine AKTUELL findet am Donnerstag, 11. November 2021 um 19:00 Uhr im Vindonissa Museum statt. Der Eintritt ist frei, ein Covid-Zertifikat ist erforderlich. Die Autorin der Projektarbeit stellt das besondere Hausinventar aus Wallbach vor, im Anschluss wird ein Apéro serviert. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
Titelbild: Eine Ofenkachel als Träger für die Tugend: Die Darstellung zeigt eine geflügelte Frau mit zwei Kindern und einem Hund und stellt damit die christliche Tugend der Liebe dar.
Quelle: Kanton Aargau
Bilder: Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau