Alte Möbel restaurieren – 10 Stilepochen im Überblick

Barock, Biedermeier oder Gründerzeit – bei der Altersbestimmung antiker Möbel ist die Stilepoche entscheidend. Wer ein Möbelstück restaurieren möchte, erkennt anhand einiger markanter Eigenschaften die Stilrichtung.

Oftmals ist es für Laien nicht immer einfach, die Epoche zu bestimmen. In diesem Fall bieten Fachleute kompetente Unterstützung.

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1. Gotik

Zwischen 1200 und 1400 im Spätmittelalter waren Truhen und Schränke typische Möbelstücke. Aus den klassischen Truhen entwickelten sich im Laufe der Zeit halbhohe Schränke. Eichen- und Buchenholz wurde für die Herstellung von Möbeln verwendet, die Tischler entdeckten neue Arten der Holzverbindung, so dass neue Einrichtungsgegenstände gestaltet werden konnten. Die Stücke verzierte man mit plastischen Schnitzereien und spitzen Bögen, häufige Motive waren Blumen, Ranken und Tiere. Damals war es üblich, alle Möbel an den Wänden aufzustellen, der Raum blieb frei.


Beschlag einer alten Truhe. (Bild: pmmart – shutterstock)

2. Renaissance

Der Renaissance-Stil entwickelte sich ab dem 15. Jahrhundert von Italien ausgehend im gesamten Europa. Kunstvolle Formen aus der Architektur und der Bildhauerei wurden auf Möbelstücke übertragen. Sockel, Reliefs und geschnitzte Verzierungen sind typisch für diese Epoche. Die Formen der Möbelstücke sind geradlinig und klassisch. Während der Renaissance diente das Möbel nicht mehr nur als Gebrauchsgegenstand, sondern wurde auch zur Raumgestaltung eingesetzt. Aufwendig gestaltete Möbel galten als Zeichen von Reichtum und Wohlstand. Mit Intarsien verzierte Kabinettschränke wurden damals vor allem im Alpenraum gefertigt.  Erstmals gab es im 16. Jahrhundert Schreibschränke, die eine Schreibplatte mit einem Schrankoberteil mit Schubladen kombinierten.


Italienischer Stuhl aus der Renaissance. (Bild: Sergey Skleznev – shutterstock)

3. Barock

Zwischen 1680 und 1730 waren Möbel im Barockstil modern. Vor allem der französische Königshof sorgte für Inspiration. Prachtvolle und reich verzierte Möbelstücke zeichnen diese Stilepoche aus. Typisch sind Rundbögen, Putten, geschwungene Armlehnen sowie Stühle mit Sitzflächen aus Samt, Seide oder Gobelin. Früchte, Blumen oder Girlanden wurden ebenfalls als Schmuckelement verwendet. Schränke wurden von aufwändig gestalteten Säulen getragen und mit kostbaren Materialien wie Zinn, Elfenbein oder Bronze verziert. Aus dieser Zeit stammen die Marketerien. Dabei handelt es sich um Verzierungen, die aus einzelnen Furnierstücken zusammengesetzt werden.


Luxuriöse Möbel im Barockstil. (Bild: VAndreas – shutterstock)

4. Rokoko

Der Rokoko-Stil entstand aus dem Barock. Leichtere und verspielte Formen lösten die teilweise schweren Gestaltungen des Barock ab. Typisch für die Epoche sind asymmetrische Formen sowie der sogenannte „Geissfuss“ bei Möbelstücken, der mit zahlreichen Schnitzereien verziert wurde. Die Muschel wurde ein wesentliches Gestaltungsornament des Rokoko, auch der Name leitet sich aus den französischen Worten „roc“ für Felsen und „copuilles“ für Muscheln ab. Die Möbelstücke wurden aufwendig mit Gold, Silber, Perlmutt und Elfenbein geschmückt. Gern verwendete man sanfte und helle Farbtöne, alles wirkte leicht und fantasievoll.


Rokoko-Sofa mit typischem Geissfuss. (Bild: Kostenko Maxim – shutterstock)

5. Louis-Seize

Nach dem Rokoko entwickelte sich in Frankreich die Stilrichtung Louis-Seize während der Regentschaft Ludwigs XVI. Im Gegensatz zum Rokoko zeigten sich hier wieder klare und symmetrische Linien. In Deutschland wurde der Stil als Zopfstil bezeichnet, in Österreich als Josephinismus. Prägend sind geometrische Verzierungen, die den üppigen Muschelschmuck aus der vorhergehenden Epoche ablösten. Die Beine der Möbelstücke wurden wieder gerade, eines der bekanntesten Möbel ist die Voyeuse, eine typisch französische Sitzgelegenheit.



6. Neoklassizismus

Der Neoklassismus zeigt sich geradlinig und einfach. Die ausladenden Formen der vorhergehenden Epochen betrachtete man mit gerümpfter Nase. Klassische Elemente aus der Antike wie Girlanden oder Borten prägten die Möbelstücke. Vorherrschend und beliebt war die Holzart Mahagoni, wobei bei der Gestaltung die Maserung des Holzes berücksichtig wurde. Die Möbel wirkten schlicht und zurückhaltend, aber durchaus luxuriös. Polstermöbel wurden aus hochwertigem Damast, Brokat oder Samt gefertigt. Noch heute versteht man unter klassizistischen Möbeln zeitlos elegante Möbelstücke. Helle Farben wie Creme oder Grau prägen den Neoklassizismus.


Detail eines antiken Möbelstücks. (Bild: Egeria – shutterstock)

7. Empire

Der Empire-Stil zeichnet sich ebenfalls durch eine klare und gerade Linienführung aus. Motive aus dem alten Rom oder Ägypten dienten als Verzierungen. So sind unter anderem Adler, Löwen oder Lorbeerkränze und Delfine auf den Möbeln zu finden. Beschlägen zeigten häufig ein Mäandermuster. Genau wie im Neoklassizismus war auch während des Empire Mahagoni die bevorzugte Holzart. Zahlreiche Möbel wurden auch aus anderen Edelhölzern wie Kirschbaum gefertigt. Kostbare Furnierarbeiten und prachtvolle Schmuckelemente werteten die Möbelstücke auf.


Ottomane im Empire-Stil. (Bild: Juris Kraulis – shutterstock)

8. Biedermeier

Im Biedermeier-Stil finden sich einige Formen und klassische Zierelemente des Klassizismus. Anders als in den anderen Epochen verwendete man die Dekorationen jedoch seltener und weniger üppig, vorherrschend waren klare und kantige Linien. Erst während der späteren Biedermeier-Phase wurden die Kanten sanft angeschrägt. Eines der typischen Biedermeiermotive ist das antike Saiteninstrument Lyra. So dient die Lyra beispielsweise als Rückenlehne eines Stuhls oder Ornament eines Tischs. Die Maserung des Holzes war stark sichtbar. Typisch für die Zeit sind kleine Möbel wie Tischchen oder Schreibmöbel aus Kirschbaum, Nussbaum oder Mahagoni und Birke. Vor allem das Bürgertum im deutschsprachigen Raum richtete sich in diesem Stil gern gemütlich ein.


Antikes Biedermeiersofa. (Bild:Juris Kraulis – shutterstock)

9. Gründerzeit

In der Gründerzeit wurden vergangene Stile vermischt, so finden sich auf den Möbelstücken häufig Verzierungen und Schmuckelemente verschiedener Epochen, wobei bei der Formgebung auf klare und kantige Linien geachtet wurde. In Deutschland zeigen sich auf den Möbelstücken vor allem Merkmale der Renaissance. Eigene Stilelemente brachte die Gründerzeit nicht hervor. Zu dieser Zeit begann man mit der industriellen Fertigung von Möbelstücken, oftmals wurde erstmals in hohen Stückzahlen gefertigt. Besonders typisch für diese Zeit sind orientalisch oder japanisch wirkende Elemente, die Tischlereien erstmals auch fertig kaufen konnten. Holzarten während der Gründerzeit waren vor allem Weichhölzer, Eiche und Nussbaum.


In der Gründerzeit begann die industrielle Möbelherstellung. (Bild: Shaiith – shutterstock)

10. Jugendstil

Der Jugendstil entwickelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts als komplett neue und frische Stilrichtung, abseits gängiger Formen. Kurvige Linien und asymmetrische Ornamente zeichnen Jugenstilmöbel aus. Auch wenn der Stil zunächst sehr klar und sachlich konzipiert wurde, finden sich häufig verschlungene Ranken, Spiralen, Blumen und andere Ornamente auf den Art-Déco-Möbelstücken. Bei der Möbelherstellung versuchte man, Material und Funktion eines Möbelstücks harmonisch aufeinander abzustimmen. Typische Hölzer der Jugendstilzeit sind Mahagoni, Eiche, Nussbaum und Birne,Verzierungen sind häufig aus Bronze oder Stahl gefertigt.


Bilderrahmen im Jugendstil. (Bild: Ajmone Tristano – shutterstock)

 

Titelbild: Nomad_Soul – shutterstock

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Mehr zu Andrea Hauser

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen sowie Versicherungen zählen daher zu meinen Steckenpferden. Ich entdecke aber auch gern neue Themen abseits dieser „trockenen Materie“ und arbeite mich gern in neue Gebiete ein.

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