GSK-Kunstführer wirft neuen Blick auf die Nydeggkirche in Bern und ihr Quartier

Die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK in Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde Nydegg publiziert erstmals einen Schweizerischen Kunstführer über die Berner Nydeggkirche und ihr Quartier.

Genau hier nahm die Geschichte der Stadt Bern ihren Anfang: Ein packender und genauer Blick auf Berns Anfänge und die Entwicklung eines Quartiers, das bis heute mittelalterlich wirkt – ohne es zu sein.

Als Autor zeichnet Jan Straub verantwortlich, Kunsthistoriker und Autor mehrerer Kunstführer.

Die Nydeggkirche und ihr Quartier liegen an der wohl malerischsten Stelle des Weltkulturerbes Bern.

Die pittoreske Altstadtpartie in der Aareschlaufe mit den beiden Brücken ist ursächlich mit der Geschichte der Stadt verbunden: hier befand sich seit der Gründungszeit im 12. Jahrhundert der einzige Flussübergang und hier erhob sich auch die zähringische Stadtburg, die Nydegg.

An Stelle der Burg steht seit dem 14. Jahrhundert die heutige Nydeggkirche.


Blick auf die Nydeggbrücke vom Bärengraben her, in der Mitte zwei der vier Zollpavillons, dahinter das Stirngebäude der „Rue de Rivoli“. (Bild: Alexander Gempeler © gsk.ch)

Ansicht der Kirche vom Nydegghof her. Rechts der dominierende Zufahrtsdamm der Nydeggbrücke, davor das Gründerdenkmal, dahinter der polygonale neugotische Erweiterungsbau von 1864/65. (Bild: Alexander Gempeler © gsk.ch)

Blick in die durchlichtete Ostpartie mit dem teilrekonstruierten Chor; neben dem originalen spätgotischen Triumphbogen die Chororgel von 1995. Raumprägend ist die gotisierende Holzdecke in der straffen Interpretation der Fünfzigerjahre. (Bild: Alexander Gempeler © gsk.ch)

Die seit 1953 volksnahe Platzierung der Kanzel. Der Schalldeckel nun ohne die verschollene barocke Spangenkrone. (Bild: Alexander Gempeler © gsk.ch)

Der kalksteinerne Taufstein von 1953 ersetzt einen frühbarocken Vorgänger, dessen Verbleib unbekannt ist. (Bild: Alexander Gempeler © gsk.ch)

Eine Rarität: die original erhaltene Stube des Feuerwächters. Ausguck halten musste er im ungeheizten Turmhelm, aufwärmen konnte er sich in seinem über dem Glockenstuhl gelegenen Türmerkämmerchen. Ofen aus dem 18. Jh., das skurrile Skelett an der Türe aus unbekannter Zeit. (Bild: Alexander Gempeler © gsk.ch)

Porträt des ehemaligen Nydeggpfarrers, Theologen und Schriftstellers Kurt Marti. (Bild: zvg © gsk.ch)

Blick durch den stadtseitigen Bogen der Nydeggbrücke auf die Kirche und die ersten Häuser der Mattenenge. (Bild: Alexander Gempeler © gsk.ch)

Massive Eingriffe schaffen erst das stimmige Bild

Der Innenraum der spätgotischen Kirche wurde anfangs der Fünfzigerjahre auf exemplarische Weise umgestaltet und gilt nun als charakteristisches Beispiel einer „Regotisierung“ im 20. Jahrhundert.

Nebenan sprengte die Nydeggbrücke, der „weitestgespannteste Hausteinbogen Europas“, eine „ingenieurtechnische Höchstleistung“, „vom Schöpfer der spektakulären Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht“ das kleinteilige, barock geprägte Stadtbild.

Die neue Ruhe war für das Quartier zunächst absolut nachteilig, es sank zum Slum herab. Kurze Zeit später, zwischen 1956 und 1961, erfolgte der Totalneubau des umgebenden Quartiers: Was sich heute als idyllisch‐mittelalterlich präsentiert, ist eine Neuschöpfung. Zum Einsatz kam ein Stil, der traditionelle, altstadtspezifische Elemente (Lauben und Sandstein) mit zeitgenössischen Formen verknüpft.

Die „historisierende Neuinterpretation“ löste unter Fachleuten zwar auch Widerstand aus, doch gelang es dadurch, die Einheitlichkeit des einzigartigen Stadtbildes zu wahren und in den Augen der nicht‐spezialisierten Menschen ein intaktes, authentisch‐ mittelalterlich wirkendes Quartier zu schaffen. Der Autor versteht es, Zeitzeugen zu zitieren und die Geschichte hinter jedem Bauwerk anschaulich und spannend zu erklären – und wird damit dem Anspruch der Reihe „Die Schweizerischen Kunstführer“ mehr als gerecht.

Jan Straub verfasste ausserdem die Schweizerischen Kunstführer „Die Heiliggeistkirche und das Burgerspital in Bern“ (2017), „Die Campagne Oberried ob Belp“ (2014) und „Die christkatholische Kirche St. Peter und Paul in Bern“ (2012).

Titelbild: Ansicht der Flussseite der Mattenenge, eingerahmt von der monumentalen Nydeggbrücke und der mittelalterlichen Untertorbrücke. In der Mitte die auffällige Öffnung des archäologischen Foyers mit den Überresten des Ländtetores.

 

Quelle: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK
Titelbild: Alexander Gempeler © gsk.ch

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