Balzers (FL): Notgrabung eröffnet Blick in die römische Vergangenheit

Im Zuge von Bauarbeiten zur Errichtung eines Einfamilienhauses in Balzers führte das Team der Archäologie vom Amt für Kultur von Anfang August bis Mitte September eine Notgrabung durch.

Dabei kamen wie erwartet Zeugnisse der römischen Vergangenheit sowie des spätmittelalterlichen Dorfkerns ans Tageslicht.

Die Notgrabung fand mitten im geschichtsträchtigen Ortsteil „Winkel“ statt. Dort kamen bereits 1933 beim Bau des Binnenkanals und auch in den Jahren danach immer wieder Überreste römischer Gebäude und Funde des 1.-4. Jahrhunderts n.Chr. zum Vorschein. Anlässlich der jetzt abgeschlossenen archäologischen Notgrabung wurden mehrere Schwemmschichten genauer untersucht, die durch starke Rheinhochwasser zustande gekommen sind.

Die Spuren solcher Naturkatastrophen wurden in verschiedenen Werkleitungsgräben und bei benachbarten Neubauten zwar beobachtet, konnten jedoch nie datiert werden. Mit der Fundauswertung der jüngsten Kampagne besteht nun die Chance, das Auftreten von Rheinüberschwemmungen in römischer Zeit enger einzugrenzen. Weitere Gebäudereste aus dieser Epoche jedoch waren entgegen aller Erwartung nicht vorhanden.


Auswahl römischer Münzen des 1.-4. Jahrhunderts.

In den oberen Schichten des untersuchten Grundstücks wurde Abbruchschutt geborgen. Er muss zusammen mit einigen Keramikfragmenten vom ehemaligen „Tappeinerhaus“ stammen, welches im 14. oder 15. Jahrhundert an diesem Ort errichtet worden ist. Es gehörte zum spätmittelalterlichen Dorfzentrum von Balzers und beherbergte seit 1680 (Ersterwähnung) ein Gasthaus. Als das Denkmal 1964/65 der Spitzhacke zum Opfer fiel, muss der Abbruchschutt teilweise auch auf dem untersuchten Grundstück verteilt worden sein.

Mit der archäologischen Notgrabung kann ein weiterer Beitrag zur Erforschung der Siedlungsgeschichte unserer Region geleistet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich schon die Römer vom 1. bis ins 4. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Balzers mit den Naturgewalten auseinandersetzen mussten.

Titelbild: Erschwerte Arbeitsbedingungen infolge des heftigen Dauerregens: Eingestürzte Baugrubenprofile und die überschwemmte Grabungsfläche beeinträchtigten die archäologische Rettungsarbeit.

 

Quelle: Fürstentum Liechtenstein, Amt für Kultur
Artikelbilder: Fürstentum Liechtenstein, Amt für Kultur, Archäologie

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