Rätselhafter Fund in Windisch - Kochtopf mit 22 Öllampen

Rätselhafter Fund in Windisch im Kanton Aargau. Archäologen haben einen Kochtopf randvoll mit Öllampen und Münzen ausgegraben. Er war vor rund 2000 Jahren unmittelbar vor den Toren des Legionslagers Vindonissa in die Erde versenkt worden. Nach Ansicht der Experten gibt es dafür einen rituellen Hintergrund.

Nur wenige Handbreit unter dem Asphalt verbarg sich ein ganz normaler Kochtopf eines Legionärs. Insgesamt 22 Öllampen sind in den Topf gelegt worden. Und auf jede Lampe war sorgfältig eine Bronzemünze platziert worden. Ein besonderer Fund, den die Archäologen bei der Grabung an der Zürcherstrasse in Windisch gemacht haben.

Eine rituelle Deponierung?

In den letzten Monaten legte das Grabungsteam die Überreste aus vier Jahrhunderten römischer Besiedlung frei. Mannshohe Steinmauern, Feuerstellen und einen tiefen gemauerten Schacht können die Archäologen dokumentieren. Unerwartet ist jedoch der Kochtopf mit seinem Inhalt. „Wir vermuten, dass es sich um eine rituelle Deponierung handelt“, sagt Kantonsarchäologe Georg Matter. Aber da es kaum vergleichbare Befunde gebe, sei dies spekulativ. „Welche Gedanken und Absichten hinter dieser Deponierung stecken, darüber können wir momentan nur rätseln“, sagt Matter.



Neben Lampen und Münzen liegen einige verkohlte Knochen im Topf. Erste Begutachtungen zeigen, dass es sich nicht um menschliche, sondern um Tierknochen handelt. So können die Archäologen ausschliessen, dass es sich um eine Graburne handelt. Denn auch in römischen Gräbern kommen häufig eine oder mehrere Öllampen vor. „Was uns jedoch erstaunt hat“, sagt Matter, „war die Menge und die Kombination von Münzen und Lampen.“

Lampen mit unterschiedlichen Motiven

Tönerne Lampen waren zur Römerzeit ein gängiges Beleuchtungsmittel. Gefüllt mit Olivenöl, erhellten sie mit ihrem Licht die Räume. Wie heute war damals nicht nur die Funktion der Lampen, sondern auch das Design wichtig. Deshalb besitzen solche Lämpchen auf der Oberseite, dem sogenannten Spiegel, sehr oft bildliche Darstellungen. Es sind Rosetten, Menschen, Tiere und Darstellungen aus der Mythologie. Die 22 Lampen aus dem Kochtopf zeigen zum Beispiel die Mondgöttin Luna, einen besiegten Gladiator, einen Löwen, einen Pfau oder auch eine erotische Szene.

Die beigegebenen Bronzemünzen sind sogenannte Asse, die römische Grundwährung in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus. Sie sind nur von geringem Wert – gezählt hat wohl die symbolische Geste. Die Münzen datieren grösstenteils aus den Jahren 66 bis 67. Dazu passt auch der Topf, der in dieser Zeit das typische Kochgefäss der in Vindonissa stationierten Soldaten war. Vor den Befestigungsgräben südlich des Legionslagers, verlief eine Strasse, an der sich eine zivile Siedlung anschloss – der Ort der Grabung und der Fundort der Deponierung.

Viele offene Fragen warten auf Antwort

Das Lampendepot ist zweifellos einer der bisherigen Höhepunkte der Ausgrabung. Genau wie jedes andere Fundstück gelangt der Topf in die Kantonsarchäologie. „Die Auswertung wird uns noch länger beschäftigen“, sagt Matter – länger, als die Ausgrabungen an der Zürcherstrasse andauern. Den Archäologen bleiben noch viele offene Fragen. Diese versuchen Wissenschaftler in nächster Zeit zu beantworten.


Die zweite Kampagne der Grabung an der Zürcherstrasse in Windisch ist abgeschlossen. (Bild: © Kantonsarchäologie Aargau)

Ein Ausgräber präpariert das Profil einer Latrinengrube. (Bild: © Kantonsarchäologie Aargau)

Eine Zeichnerin dokumentiert die Deponierung noch vor Ort im Boden. (Bild: © Kantonsarchäologie Aargau)

Ein römischer Kochtopf randvoll gefüllt mit Lampen und Münzen. (Bild: © Kantonsarchäologie Aargau, Bela Polyvas)

 

Artikel von: Kanton Aargau – Departement Bildung, Kultur und Sport
Artikelbild: © Kantonsarchäologie Aargau, Bela Polyvas

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