Archäologische Grabungen beim Kunsthaus in Zürich – die Ergebnisse

Kürzlich wurden die Grabungen auf dem Areal für den Erweiterungsbau Kunsthaus Zürich abgeschlossen. Die Archäologie der Stadt Zürich vermutete bereits im Vorfeld, dass sich ein grosses Stück Stadtgeschichte auf dem Gelände verbirgt. Diese Annahme wurde durch Funde von der Eiszeit bis zu den barocken Schanzen der Neuzeit bestätigt. Ausserdem warteten auf die Archäologen auch Überraschungen. Nun stehen weitere Untersuchungen der Funde an.

Nach fast einem Jahr Grabungszeit wurden die umfangreichen archäologischen Arbeiten auf dem Areal für den Erweiterungsbau Kunsthaus Zürich vor kurzem abgeschlossen. Aufgrund von historischen Plänen war man bereits vor Grabungsbeginn davon ausgegangen, dass auf dem Gelände bedeutende Entdeckungen zur Geschichte der Stadt Zürich zu erwarten waren.

Die Untersuchungen der städtischen Archäologie reichten bis in eine Tiefe von rund 10 Metern, wo sich diese Annahmen bestätigten und beachtliche, aber auch überraschende Funde gemacht werden konnten. Diese wurden sorgfältig dokumentiert und werden nun weiter untersucht. Anzeichen für den in diesem Gebiet vermuteten Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde wurden keine gefunden.


Das rätselhafte Fundensemble enthält verschiedene, zum Teil vergoldete Metallobjekte, darunter, eine Buchschliesse und zwei Messer.

Die Reste der Hottingerporte, eines alten Stadtores, mit den Grundmauern von zwei Wachhäuschen

Die Reste des ovalen Rückhaltebeckens für den Wolfbach aus dem 19. Jahrhundert

Pfahlbauten

Die untersten freigelegten Schichten gehen bis auf das Ende der Eiszeit zurück. In den anschliessenden Schichten konnte der Nachweis auf Aktivitäten prähistorischer Menschen auf dem Areal erbracht werden. Aus den Erdschichten lassen sich frühe Eingriffe in die Landschaft durch Rodungen und landwirtschaftliche Tätigkeiten herauslesen. So könnten auf der Geländeterrasse jene Menschen ihre Felder bestellt haben, deren Wohnhäuser in den urgeschichtlichen Pfahlbaudörfern am Seeufer standen.

Die barocke Schanzenmauer in 3D


Die Schanzenmauer aus dem 17. Jahrhundert bestand auf der Grabenseite aus Sandsteinquadern

Aus einer etwas jüngeren Zeit stammen Zürichs barocke Schanzen, deren Bau 1642 beschlossen worden war. Rund zweihundert Jahre später folgte dann der Auftrag zum Ab-bruch. Deshalb war bei Grabungsbeginn nicht bekannt, wieviel von der Mauer den Abbruch überstanden und die meterhohen Geländeaufschüttungen überdauert hatte. Schliesslich konnte ein rund 65 Meter langer und bis zu sechs Meter hoher Teil der Schanze und damit ein imposantes Stück Stadtgeschichte freigelegt werden. Ebenfalls fand sich der vorgelagerte Schanzengraben und stadteinwärts die Reste der gewölbten Walldurchgänge sowie von zwei Wachhäuschen.

„Judengässli“


Das Judengässli während der Freilegung

Im Mittelalter, also wiederum vor dem Schanzenbau, lag das Areal der Grabungen noch ausserhalb der Stadtmauern. Aus dieser Epoche stammte das von der Stadt zum jüdischen Friedhof führende „Judengässli“. Dieses konnte als gut konservierter Fussweg mit solide gebautem Strassenkörper sowie seitlichen Entwässerungsgräben und Staketenzäunen freigelegt werden.

Hier brachte die Grabung auch einige ihrer bedeutendsten und gleichzeitig rätselhaftesten Funde zu Tage: mehrere vergoldete Metallobjekte, die sich auf relativ kleiner Fläche im Bereich des „Judengässli“ fanden. Darunter befinden sich Buchschliessen, ein Zierknopf, Messerchen und ein Kettchen von grösserem Wert. Die Funde liefern ebenso spannende Antworten wie sie neue Fragen aufwerfen. Diese werden von der städtischen Archäologie in den kommenden Monaten weiter untersucht.


Bild oben: Übersicht über die Baugrube, links das Archäologie-Team, rechts ein Stück der barocken Schanzenmauer

 

Artikel von: Stadt Zürich Hochbaudepartement
Artikelbilder: Stadt Zürich

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