Baumschützer kämpfen für zwei Parkbäume in Thun
VON Christine Praetorius Denkmalschutz
Im Schadaupark in Thun stehen einige beeindruckende alte Bäume. Zwei dieser Naturschönheiten, eine Eiche und einer Esche, könnten jedoch schon bald der Säge zum Opfer fallen: Wegen Pilzbefalls und aus Sicherheitsgründen sollen sie 2016 gefällt werden.
Baumschützer, Vertreter der Grünen Partei und auch viele Thuner Bürger halten die Massnahme für unnötig und würden die Pläne der Stadt zur Baumfällung gern verhindern. Doch auch ein Ortstermin mit Experten im Dezember 2015 konnte keine endgültige Klärung bringen.
Postulat zur Rettung der umstrittenen Parkbäume
Schon im September 2015 kündigte der Thuner Gemeinderat an, aus Sicherheitsgründen fünf alte Bäume im Schadaupark fällen zu lassen. Der Termin für die Fällung wurde auf Januar 2016 festgesetzt. Massgeblich für die Entscheidung war eine Empfehlung von Hans Mäusli, der die Stadt seit etlichen Jahren als Baumexperte berät. Nach seiner Meinung stellen die Bäume ein Sicherheitsrisiko dar, da ihre Bruchsicherheit und Standfestigkeit wegen fortschreitenden Pilzbefalls nicht mehr gewährleistet seien.
Nach Bekanntgabe dieser Erklärung kamen von vielen Seiten Gegenargumente. Zweifel an der Notwendigkeit der Baumfällaktion meldete unter anderem Walter Wipfli an, ein Fachmann für visuelle Baumbeurteilung. Er sah sich die Bäume genauer an und kam zu dem Schluss, dass zumindest zwei von ihnen erhalten werden könnten. Beide, die Eiche und die Esche, sind jeweils rund 150 Jahre alt.
Die Fraktion der Grünen Partei reichte daraufhin ein dringliches Postulat ein und forderte den Gemeinderat auf, noch einmal über die Fällung nachzudenken und die beiden Bäume stehen zu lassen. Zudem organisierte die Grüne Partei am 12. 12. 2015 eine Begehung des Schadauparks mit drei Experten. Dazu kamen auch rund 60 interessierte Bürger – stellvertretend für alle Baumfreunde und Thuner Anwohner, denen das Schicksal der Parkbäume am Herzen liegt.
Sicherheitsrisiko oder übertriebenes Sicherheitsdenken?
Auch der Zürcher Baumforscher Michael Brunner, der die mächtigsten und ältesten Bäume der Schweiz in einem Buch beschrieben und für Gegenwart und Nachwelt dokumentiert hat, sieht die beiden Baumgrossväter nicht als Gefahrenquelle und warnt davor, die Vitalität dieser Bäume zu unterschätzen. Er weist darauf hin, dass etliche 300 bis 400 Jahre alte Eschen einen hohlen Stamm haben, dies jedoch weder ihre Statik noch ihre Stabilität beeinträchtige. Laut Brunner kann ein hohler Baum einem vollholzigen sogar statisch überlegen sein.
Die bei der Begehung anwesenden Bürger diskutierten lebhaft über Sinn oder Unsinn der geplanten Baumfällungen mit. Auch sie sahen keine akute Gefährdung durch die umstrittenen „Diamanten der Natur“ und waren sich darin einig, dass das Velofahren in der Stadt ein wesentlich höheres Sicherheitsrisiko mitbringe als ein Spaziergang im Schadaupark.
Alle drei Experten, auch Hans Mäusli, sind grundsätzlich dafür, die ehrwürdigen Bäume zu erhalten. Ein wesentlicher Aspekt der Baumpflege ist, den Zustand der Bäume durch regelmässige Kontrollen genau im Auge zu behalten. Für einen jährlichen Betrag von schätzungsweise 2‘000 bis 3‘000 Franken könnte die alte Eiche und die alte Esche im Schadauer Park weiterhin pflegen und für ihre Sicherheit sorgen. Die Fällung könnte dagegen bis zu 15‘000 Franken pro Baum kosten.
Der Thuner Gemeinderat nahm an der Expertenbegehung übrigens nicht teil. Als Termin zur Abstimmung über das Schicksal der Parkbäume wurde der 18. Dezember festgesetzt. Bisher finden sich keine öffentlichen Bekanntmachungen über das Ergebnis der Abstimmung, so dass Aussenstehende weiterhin darüber rätseln können, ob und wie die Würfel in dieser Angelegenheit gefallen sind.
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