Merian 1615 – Basel aus der Vogelschau

Vor vier Jahrhunderten übergab Matthäus Merian d. Ä. dem Basler Rat die grosse Vogelschau auf die Stadt Basel. Sie ist die älteste erhaltene auf Vermessung beruhende Darstellung der gesamten Stadt.

Dank ihrer Detailgenauigkeit dient sie als eine der wichtigsten Quellen für die Stadtgeschichte Basels. 1617 erschien die Vogelschau auch als grossformatige Radierung im Druck.

Ausstellung im Museum Kleines Klingental ermöglicht Zeitreise

Im Museum Kleines Klingental befindet sich das Stadtmodell Basels, das in den 1950er-Jahren von Alfred Peter geschaffen wurde. Es zeigt die Stadt zur Zeit Merians und bereichert so die graphischen Darstellungen um die dritte Dimension. Der Stadtarzt Felix Platter hinterliess mit seinen Stadtbeschreibungen in den Jahren 1610/11 eine Art Adressbuch der Stadt, das als komplementäre Quelle zu Merians Stadtansichten zu lesen ist.

Das grosse Verlagswerk der „Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae“ erschien 1642 vor dem Hintergrund der Erlebnisse im Dreissigjährigen Krieg. Merian wollte die Siedlungen im Zustand vor den Zerstörungen vor Augen führen. Ab 1642 erschienen 16 Bände mit über 1‘700 Stadtabbildungen aus dem deutschsprachigen Raum. Der erste Band ist der Schweiz gewidmet und enthält vier Abbildungen zu Basel.

In der von Kunstdenkmälerautor Martin Möhle und Museumsleiter ad interim Gian Casper Bott kuratierten und von Margarethe Greiner gestalteten Ausstellung werden Merians Vorbilder und seine Arbeitsweise ins Licht gerückt. Mit der Entdeckung neuer Erdteile durch die Seefahrer des 15. Jahrhunderts wuchs der Bedarf an Karten.

Gleichzeitig verfeinerten sich die Techniken exakter Aufnahme von Ländern und Städten. In Italien entstanden um 1500 die ersten Vogelschau-Stadtansichten auf kartographischer Grundlage, in welchen jedes einzelne Gebäude verzeichnet ist. Nördlich der Alpen besass 1521 erstmals die Handelsstadt Augsburg einen vergleichbaren Plan. Merians Vogelschau beruht auf einer Vermessung der Stadt, doch hat er diese nicht selbst durchgeführt.


Basel aus der Vogelschau. (Bild: © Aleksandar Grozdanovski – shutterstock.com)

1588 erhielt der Maler Hans Bock vom Rat 40 Gulden für die Anfertigung eines Stadtgrundrisses, der vermutlich auch Merian als Grundlage diente. Merians Handzeichnungen dokumentieren, wie der Künstler seine gebaute Umgebung wahrnahm und für die spätere Verwendung in der Vogelschau aufzeichnete.

Über die Nachahmung, die Merians Stadtdarstellungen im Lauf der Jahrhunderte fanden, führt der Weg zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit Merian heute. Für Stadtgeschichte und Denkmalpflege ist der Merianplan eine Quelle erster Güte, wie die Untersuchungen der Archäologischen Bodenforschung und der Bauforschung bei der Denkmalpflege immer wieder aufs Neue zeigen können. Auch für die Stadtplanung ist der Blick aus der Vogelperspektive, den man heute virtuell oder anhand von Modellen haben kann, nach wie vor unverzichtbar.

Zur Ausstellung wird eine neue Internetseite aufgeschaltet, welche die Vogelschau Merians in digitaler Form zugänglich macht. Sie kann auch in der Ausstellung an Computerstationen besucht werden. Die einzelnen Gebäude auf dem Druck des 17. Jahrhunderts sind mit dem ersten Katasterplan Basel um 1870 und mit dem aktuellen Stadtplan verknüpft. Mit Klick können Informationen zur Bau- und Besitzergeschichte abgerufen werden. Das Projekt, bei dem es sich um ein Work-in-progress handelt, entstand aus einer Kooperation der Kantonalen Denkmalpflege mit dem Grundbuch- und Vermessungsamt Basel-Stadt.



Über die Ausstellung

Die Sonderausstellung im Museum Kleines Klingental dauert vom 31. Oktober 2015 bis zum 10. April 2016. Öffnungszeiten: Mittwoch und Samstag, 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr.

Besuchen Sie merian.bs.ch und entdecken Sie die Stadt neu!

 

Artikel von: Kanton Basel-Stadt / Bau- und Verkehrsdepartement
Artikelbild: © Capricorn Studio – shutterstock.com

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Als gelernter Informatikkaufmann war für mich schon schnell klar, dass die Administration von verschiedenen Systemen zu meinem Gebiet werden sollte. Um aber auch einen kreativen Anteil in meinen Arbeitsalltag zu integrieren, verschlug es mich in die Welt des Web Content Management.

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