Denkmalpflege an Zürichs Goldküste

Rund um den Zürichsee gibt es schöne Erholungsgebiete und Wanderwege. Wer hier unterwegs ist, bekommt zusätzlich zum Naturerlebnis die Möglichkeit, gepflegte, wundervolle Dorfkerne, alte Kirchen und Bauernhäuser zu entdecken. In diesem Artikel nehme ich Sie mit auf einen Bummel durch einige Gemeinden an Zürichs sogenannter Goldküste.

Dass nicht sämtliche Dörfer in diesem Beitrag Erwähnung finden, liegt nicht etwa daran, dass einige von ihnen heimatkundlich weniger zu bieten hätten. Ich möchte aber vor allem auf jene näher eingehen, welche ich auf Wanderungen selbst besuchte und mit denen ich mich deshalb auch schon intensiver befasste.

Als Goldküste wird die Region am rechten Ufer des unteren Zürichsees bezeichnet, welche sich im Bezirk Meilen von Zollikon bis Stäfa erstreckt. In Zollikon fasziniert mich jedes Mal die Häusergruppe um die reformierte Kirche. Das Gebiet des heutigen Zollikons war, wie Keltengräber bezeugen, bereits im 7. und 8. Jahrhundert besiedelt. Ca. 450 nach Christi, und mit der einsetzenden Völkerwanderung nach dem Zerfall der Römer Herrschaft, wurden hier die Alemannen sesshaft: Zollo und Truthilo. Dies geht aus einer Urkunde aus dem Jahre 946 hervor, welche bestätigt, dass die Orte Collinchovin und Trutilhusa dem Grossmünster in Zürich zehntenpflichtig waren.


Zollikon am Zürichsee (Bild: Roland zh, Wikimedia, CC)


Von 1440 bis 1450 tobte der Alte Zürichkrieg, durch welchen Zollikon weitestgehend zerstört wurde. Das Dorf wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und 1499 konnte die neue Kirche eingeweiht werden. Der Bau hatte zwei Jahre gedauert. An gleicher Stelle standen bereits vorher Kirchen, zuerst im 9. Jahrhundert eine Kapelle, welcher eine kleine Kirche folgte. Diese wurde erstmals 1223 erwähnt. Damit nach Kriegsende eine neue Kirche entstehen konnte, mussten die nötigen Gelder gesammelt werden. Zollikon bekam dafür 1495 vom Rat der Stadt Zürich die Genehmigung und schon 1497/1498 wurde nicht nur das Kirchenschiff, sondern auch ein Glockenturm mit Käsbissdach erstellt.

Leider beschädigte 1691 ein Blitzschlag den Turm und rund ein Jahrhundert später stürzte er teilweise ein. 1794 wurde er ersetzt und bekam einen Spitzhelm. Dabei orientierte man sich an jenem des Fraumünsters in Zürich. Die ursprünglichen Holzschindeln des Spitzhelmes mussten 1898 Kupferschindeln weichen. Die reformierte Kirche in Zollikon wurde 1967 einer Gesamtrenovation unterzogen. Seitdem hat sie ihr Aussehen nicht mehr verändert. Blütenweiss strahlt der Kirchturm und gemeinsam mit der sie umgebenden Häusergruppe, die etwa das gleiche Alter haben dürfte, erfreut sie das Herz von jedem, der sich für historische Gebäude interessiert.


Rebberg am Buchholzhügel und die reformierte Kirche Zollikon (Bild: Adrian Michael, Wikimedia, GNU)


Neben Wohnungen sind hier kleine Läden sowie ein Restaurant untergebracht. Auch in anderen Strassen Zollikons lassen sich Häuser mit Jahresangaben aus dem 16. und 17. Jahrhundert finden. Ich lief schon in die Gemeindeverwaltung und wollte mehr erfahren und hätte sogar ein Buch über die Geschichte des Ortes gekauft. Aber leider wusste man hier überhaupt nichts darüber und hatte auch keine Lektüre. Inzwischen fand ich aber einiges im Internet.

Gehen wir weiter nach Küsnacht, nicht zu verwechseln mit Küssnacht am Vierwaldstättersee. Den Mittelpunkt des Ortes bildet die Kirche St. Georg, ebenfalls eine reformierte Kirche. Auffallend ist der sehenswerte neugotische Kirchturm. Erstmals fand die reformierte Kirche Küsnachts 1188 Erwähnung. Sie wurde immer wieder umgebaut und erweitert, sodass heute Zeugnisse der verschiedensten Stilrichtungen und Epochen zu sehen sind. Eine letzte grössere Veränderung fand 1948 im Rahmen einer Aussensanierung statt, zuletzt renoviert wurde sie 1984. Wegen Qualitätsmängeln während dieser Renovation wurde unter Mitarbeit der Kantonalen Denkmalpflege vor zwei Jahren eine Lösung gefunden, die Kirche neu zu verputzen, ohne ihr ihre Eigenheiten zu nehmen. Die ursprünglichen Pläne, einen Rückbau in die Zeit vor 1948 vorzunehmen, mussten leider verworfen werden.


Küsnacht am Zürichsee (Bild: Roland zh, Wikimedia, CC)


Auf einem Bummel durch Küsnacht werden Sie viele äusserst interessante, geschützte Gebäude finden. Zu diesen zählt beispielsweise auch das Wohnhaus von C. G. Jung an der Seestrasse. Der berühmte Psychiater erhielt 1960 die Ehrenbürgerschaft Küsnachts. Neben wunderschönen und bestens gepflegten Wohnhäusern lohnt die Zehntentrotte, welche bereits 1290 urkundlich erwähnt wurde, einen Besuch und auch die katholische Kirche, welche ebenfalls St. Georg gewidmet ist, ist sehr sehenswert.

Oberhalb von Küsnacht, im Küsnachter Tobel liegt die Burgruine Wulp, welche aus dem Hochmittelalter stammt. Über ihre Entstehung ist leider nichts bekannt. Möglicherweise war der erste Besitzer ein gewisser Eghardus de Chüsnach.


Burgruine Wulp bei Küsnacht (Bild: Adrian Michael, Wikimedia, CC)


Erlenbach, ein ehemaliges Weinbauerndorf, wurde nach und nach mit hübschen Landhäusern überbaut. Wer es sich leisten konnte, zügelte an diese herrliche, sonnige Hanglage. So ganz vertrieben wurde der Wein jedoch nicht: An der Turmhalde befindet sich der grösste, noch für den Weinbau genutzte, Rebberg. Sein ehrwürdiger Rebturm ist das Wahrzeichen der Gemeinde Erlenbach und steht natürlich unter Schutz. Das silberne Kreuz auf blauem Grund, welches das Wappen Erlenbachs ziert, ehrt die Johanniterkomturei Küsnacht.

Die aus dem Mittelalter stammende Agneskapelle läutet bis heute das neue Jahr mit ihrem „Agnesli“ ein, dem Glöckli, welches sie 1371 vom Kloster Einsiedeln erhielt.

In einer alten Mühle, die wahrscheinlich von Anfang des 12. Jahrhunderts stammt, befindet sich heute ein hervorragendes Restaurant. Nach einer interessanten und wechselhaften Geschichte kam das Haus 2002 in den Besitz der Gemeinde Herrliberg, welche die Wirtschaft Kittenmühle AG gründete und das Gebäude nach Vorgabe der Denkmalpflege entsprechend sanierte.


Erlenbach am Zürichsee (Bild: Roland zh, Wikimedia, CC)


Ein unter Heimat- und Denkmalschutz stehendes Restaurant finden Sie auch in Meilen, der letzten Station des kurzen Ausflugs an die Zürcher Goldküste: Die Wirtschaft „Zur Burg“. Nicht nur das aus dem Jahre 1676 stammende herrliche Riegelhaus, sondern der gesamte Weiler, steht unter Schutz. Wer die Region besucht, um sich an den historischen Kulturgütern zu erfreuen, kann den Tag mit einer Dampfschifffahrt ausklingen lassen. Der Raddampfer „Stadt Rapperswil“ lief im März 1914 vom Stapel und hat mit vielen Bauwerken etwas gemeinsam: nämlich eine turbulente Geschichte.

Beinahe wäre er in den 60er Jahren verschrottet worden, wovor er glücklicherweise letztendlich bewahrt wurde und dieses Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feiern konnte.

Während man in Meilen auf das Schiff wartet, kann man in der Seestrasse weitere interessante Gebäude, welche auf der Liste der Kulturgüter Meilens stehen, bewundern.

 

Oberstes Bild: Blick vom Zürichsee auf Zollikon (© Roland zh, Wikimedia, CC)

author-profile-picture-150x150

Mehr zu belmedia Redaktion

belmedia hat als Verlag ein ganzes Portfolio digitaler Publikums- und Fachmagazine aus unterschiedlichsten Themenbereichen aufgebaut und entwickelt es kontinuierlich weiter. Getreu unserem Motto „am Puls der Zeit“ werden unsere Leserinnen und Leser mit den aktuellsten Nachrichten direkt aus unserer Redaktion versorgt. So ist die Leserschaft dank belmedia immer bestens informiert über Trends und aktuelles Geschehen.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-18').gslider({groupid:18,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});