Das kleinste Dorf der Schweiz – Familientradition lässt den geschützten Ort weiterleben
VON belmedia Redaktion Allgemein Denkmalpflege
Sie haben auf unserer Seite schon einige Superlative gelesen, oft schon hiess es: der Grösste, die Schönste, das Älteste … heute stelle ich Ihnen dagegen das kleinste Dorf der Schweiz vor. Das gesamte Dorf ist geschützt, wie mir die einzige Frau im Ort auf Anfrage erzählte.
Ihre Familie, zu welcher ihr Mann und zwei herzige Buben gehören, hat keine Nachbarn. Sie sind die Einzigen, die hier wohnen. Langeweile kennt man in Zumdorf aber nicht, schliesslich gehört zum Dorf neben dem Wohnhaus, der Kirche, zwei Ställen und zwei Ferienhäusern ein urchiges Restaurant, welches von der Familie mit Leidenschaft betrieben wird.
Zumdorf wird vor allem von Motorradfahrern, Bikern und Wanderern gerne besucht. Wer hier übernachtet oder ein paar Tage Ferien macht, ist oft nicht nur an der grandiosen Bergwelt interessiert. Auch kulturhistorisch ist die Region um Zumdorf interessant. Es ist nachgewiesen, dass der Ort von den Walsern gegründet wurde und damals als selbstständige Kuratkaplanei über eine Kapelle und sogar eine Schule verfügte. Politisch gehört das kleine Dorf zur Gemeinde Hospental, mit der seine Geschichte ebenso verbunden ist wie mit der des gesamten Urserentals.
Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete Bartholomäus Schmid in Zumdorf die barocke Kapelle. Sein Grossvater hatte bereits in Andermatt die Pfarrkirche St. Peter und Paul erbaut. Der Enkel Bartholomäus trat als Barockarchitekt in dessen Fussstapfen. Er vergrösserte die Kirche in Andermatt und erstellte weitere Bauwerke, darunter die Kapelle in Zumdorf, welche dem Heiligen Niklaus geweiht ist. Diese ist der Stolz des Dörflis und wird interessierten Besuchern gerne gezeigt. Besonders der Rosenkranzalter mit zehn Hinterglasbildern, geschaffen 1728 durch Jodok Ritz, ist absolut sehenswert. Auf den Bildern sind die Nikolauslegende wie auch Ansichten vom damaligen Zumdorf zu sehen.
1851 wurde Zumdorf unter einer mächtigen Lawine begraben, ein Unglück, von dem sich das Dorf nie mehr erholte. Viele zügelten darauf hin nach Hospental. Lebten bis 1851 rund 50 Einwohner hier, war Zumdorf 1900 total ausgestorben. Die schöne Kirche wurde 1971 stilgerecht restauriert und 1981 kam wieder Leben ins kleinste Dorf der Schweiz. Generationen später liess sich ein Nachkomme von Bartholomäus Schmid mit seiner Familie in Zumdorf nieder. War er als Bub hier auf der Alp, so erbaute der Gastwirt als Erwachsener das Restaurant, welches heute sein Sohn führt.
2001 erlebte das kleine Zumdorf ein Jahrhundertereignis: Das erste Kind des jetzigen Wirtepaares wurde in der prachtvollen Barockkirche getauft: Dies war die erste Taufe seit 103 Jahren! Die Kirche St. Niklaus ist in der Liste der Kulturgüter in Hospental aufgeführt und steht unter Schutz. Es ist erfreulich, dass durch die sympathische Familie Schmid, die hier nach vielen Generationen zurück zu ihren Wurzeln fand, das kleine Dorf weiterleben kann. Trotz, vor allem im Winter, oft schwierigen Wetterverhältnissen werden in Zumdorf Traditionen gepflegt und an die nächste Generation weitergegeben.
Oberstes Bild: Zumdorf im Winter (© zumdoerfli.ch)