Parlament sagt Ja: Kommt bald die zweite Gotthardröhre?

Eigentlich gibt es ja bereits zwei Gotthardtunnel: den für die Eisenbahn und den für den Autoverkehr. Während der Eisenbahntunnel durch das Gotthardbergmassiv die Ortschaften Göschenen im Kanton Uri und Airolo im Kanton Tessin per Schiene verbindet, verläuft der Gotthardstrassentunnel nahezu parallel dazu und ist Teil der Schweizer Nationalstrasse von Basel nach Chiasso.

Der Gotthardt-Scheiteltunnel für die Bahn wurde nach zehnjähriger Bauzeit 1882 eingeweiht. Später transportierte die Eisenbahn per Autoverladung auch Kraftfahrzeuge durch das Bergmassiv, um den Verkehr über den Gotthardpass zu entlasten. Der Bau des Strassentunnels dauerte ebenfalls zehn Jahre und wurde 1980 beendet. Beide Tunnel sind unterschiedlich lang: 15 Kilometer der Eisenbahntunnel, knapp 17 Kilometer der Autotunnel. Damit gehört der Gotthardt-Strassentunnel zu den längsten Strassentunneln weltweit.

Beide Tunnel bilden den wichtigsten Korridor durch die Schweizer Alpen, sind jedoch auch ein Grund dafür, dass trotz Bestreben der Schweizer Denkmalpflege die historische Gotthardt-Bergstrecke nicht ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen werden konnte.


Gotthard-Strassentunnel, Portal Tessin (Bild: Les Meloures, WIkimedia, CC)


Mehr Fahrzeuge erfordern mehr Platz im Alpentunnel

Durchschnittlich 17’000 Fahrzeuge passieren den Strassentunnel täglich, Tendenz steigend. Davon sind etwa 10 % schwere Lastkraftwagen. In der Ferienzeit verdoppelt sich das Verkehrsaufkommen, wodurch lange Staus vor den Tunneleingängen entstehen. Das immer stärker werdende Verkehrsaufkommen macht den Bau einer zweiten Tunnelröhre dringend notwendig. Zudem muss die erste Röhre umfassend saniert werden, was eine dreijährige Sperrung zur Folge hätte, die den Transitverkehr über den Pass nahezu zum Erliegen bringen würde. Für den Tunnelbau infrage käme der parallel verlaufende Rettungsstollen.

Seit Anfang 1990 streiten sich Schweizer Politiker und Bürger, ob ein zweiter Tunnel gebaut werden soll oder nicht. Der Alpenschutzartikel (Artikel 84 der Schweizerischen Bundesverfassung) soll die negativen Auswirkungen des Transitverkehrs auf den Alpenraum verhindern und „verbietet“ die Erhöhung der Kapazität auf den Transitstrassen. Die Verkehrsbelastung kann jedoch nicht gesetzlich reguliert werden und ist nur mit besseren, breiteren Strassen und Pässen in den Griff zu bekommen. Das Nadelöhr Gotthardttunnel muss erweitert werden, um die Sicherheit zu erhöhen und die Zahl der Verkehrsunfälle einzugrenzen. Der Nationalrat befürwortete nun in seiner letzten Sitzung den Bau des zweiten Tunnels. Die Gegner planen ein Referendum.



Der schwerste Unfall ereignete sich am 24. Oktober 2001, als bei einer Brandkatastrophe elf Menschen den Tod fanden. Insgesamt kamen seit der Eröffnung des Gotthardt-Autotunnels im Jahr 1980 bei 875 Unfällen 30 Menschen ums Leben. Doch auch der Tunnelbau selbst forderte zahlreiche Menschenleben. Am Bahnhof in Airolo erinnert das 1932 eingeweihte Denkmal des Tessiner Bildhauers Vincenzo Vela (1820–1891) an 199 Opfer des Eisenbahntunnelbaus. Der sozial engagierte Künstler hatte das Denkmal bereits 1882 dem Bund kostenfrei zur Verfügung gestellt.

 

Oberstes Bild: Gotthard-Strassentunnel in einer Nord-Süd-Befahrung (© Raimond Spekking, Wikimedia, CC)

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Mehr zu Claudia Göpel

Als gelernte Zahntechnikerin schreibe ich exzellent recherchierte Texte rund um die Themen Zahnmedizin, Allgemeinmedizin, Geriatrie und Gesundheit.
Sie profitieren mit mir als Auftragstexterin zudem von einem reichen Erfahrungsschatz in den Berufsbereichen Gastronomie, Kultur und Recht. Blog- und Fachartikel über Kinder, Tiere (Hunde, Katzen, Vögel, Fische, Reptilien, Kleinsäuger, Vogelspinnen), Pflanzen, Mode, Möbel und Denkmalschutz schreibe ich ebenfalls mit Begeisterung und reichlich Hintergrundwissen.
Zum Ausgleich verfasse ich in meiner Freizeit Kriminalstorys sowie erotische Kurzgeschichten, die unter dem Pseudonym Anastasia in zahlreichen Büchern und Erotik-Magazinen veröffentlicht sind. Ausserdem bin ich seit vielen Jahren ehrenamtlich als Klinikclown für kranke Kinder in deutschen Krankenhäusern und Hospizen aktiv.

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