Der Schoggitaler – Schokolade für Heimat- und Naturschutzprojekte

Bereits seit 1946 ist er ein Begriff und als dieser sogar eine geschützte Marke: Die Rede ist vom Schoggitaler, der 28 Gramm schweren und im Durchschnitt 8 cm grossen Münze aus Schokolade. Verpackt in goldfarbene Alufolie, werden die Schoggitaler alljährlich von Schulkindern verkauft. Der Erlös kommt Heimat- und Naturschutzprojekten zugute.

Jedes Jahr widmet sich die Schoggitaleraktion einem anderen Projekt. Der erste Taler brachte dringend benötigte Gelder zugunsten des Projektes Silsersee. Das Wasser des Silsersees sollte genutzt werden, um ein Kraftwerk in Bergell zu betreiben. Die Idee, Schokolade zugunsten des Silsersees zu verkaufen, stammt von Ernst Lauer, dem damaligen Geschäftsführer des Schweizer Bauernverbandes. Bis Mai 1946 war Schokolade rationiert und deshalb etwas Besonderes. So konnte der Verkauf der Schoggitaler, in dessen Alufolie ein Bild des Silsersees eingeprägt war, als grosser Erfolg verbucht werden. Damals wurde die Aktion in Zeitungen, Kinos, auf Plakaten und in Radiospots beworben. Heute sind die Schoggitalern wohl jedem Schweizer ein Begriff.


Der erste Schoggitaler von 1946 (Bild: Adrian Michael, Wikimedia, GNU)


Die Themen der folgenden Jahre variierten. Mal kam der Naturschutz in den Genuss der Spenden, mal der Heimatschutz. Natürlich waren immer wieder Projekte dabei, welche auch der Denkmalpflege zugutekamen. Das waren unter anderem folgende: 1977 Kartause Ittingen, 1983 Hospental, 1991 Bergbauernhöfe, 1993 Brücken und historische Verkehrswege, 2002 Industriekultur, 2007 Baukultur erleben und 2010 Historische Verkehrsmittel. In diesem Jahr heisst das Projekt „Dorfplatz“. Dorfplätze sollen als Begegnungsort erhalten und gepflegt werden. So bringt diese Aktion nicht nur dringend benötigte Gelder, sondern macht gleichzeitig auf die Problematik aufmerksam, dass immer mehr Freiräume, welche als Treffpunkt für Jung und Alt dienen, zugebaut und umfunktioniert werden.

Durch das enorme Bevölkerungswachstum, wird der Lebensraum enger. Hinzu kommt, dass es immer mehr Menschen aus den Städten in die Dörfer zieht. So manches alte Haus muss einem Neubau weichen, viele uralte Bäume werden gefällt, um Baugrund zu gewinnen. Wer neu in eine Gemeinde kommt, hat den Bezug und die Erinnerungen an den kleinen Einkaufsladen, den Bäcker, das Schulhaus und natürlich den Dorfplatz nicht. Dorfplätze stellen aber sowohl für Alteingesessene wie auch für Neuzuzüger ein Begegnungszentrum dar, und müssen deshalb unbedingt erhalten bleiben!

So unterschiedlich wie die Architektur in den verschiedenen Landesteilen ist, so verschieden sind demzufolge auch die Dorfplätze. Wunderschöne Dorfzentren lassen sich in allen Landesteilen entdecken. Der Denkmalpflege ist sehr daran gelegen, dass sowohl alte Bauernhäuser wie auch Kirchen und historische Wohngebäude erhalten bleiben. Im Rahmen der diesjährigen Schoggitaleraktion wird der schöne Dorfplatz von Guarda in Graubünden als Beispiel genannt. Ähnliche Plätze lassen sich in anderen Engadiner Gemeinden finden.


Der Dorfplatz von Stans, Nidwalden (Bild: Tilman-AB, Wikimedia)


Als einer der schönsten Schweizer Dorfplätze gilt derjenige von Stans im Kanton Nidwalden. Er wurde nach dem verheerenden Brand von 1713, bei dem grosse Teile des Dorfes in Mitleidenschaft gezogen wurden, geschaffen. Der Platz ist ein grossartiger Ort, auf welchen die Gemeinde stolz ist. Stans entwickelt sich wie alle Orte ständig weiter, und es darf dabei nicht ausser Acht gelassen werden, wie wichtig der Dorfplatz für die Gemeinde ist. Für die Erhaltung und Aufwertung des Stanser Dorfzentrums setzt sich der Architekt Claus Niederberger, ein ehemaliger Denkmalpfleger des Kantons Luzerns, ein.

In vielen Orten ist der Dorfplatz gleichzeitig der Kirchplatz. Ein sehenswertes Beispiel dafür ist Heiden im Appenzell. Hier fällt auf, wie harmonisch die Gebäude, inklusive Rathaus und Kirche, eine Einheit bilden. Zu Recht gilt der Dorfplatz Heidens als der schönste klassizistischste Dorfplatz der Schweiz. Aus der Barockzeit stammt der prächtige Dorfplatz von Schwyz, dem Hauptort des gleichnamigen Kantons. Er ist mit seinen wundervollen Herrenhäusern, der dominanten Pfarrkirche und dem Rathaus eine Augenweite. Und auch Schwyz rühmt sich damit, einen der schönsten Schweizer Dorfplätze zu besitzen. Regelmässig finden hier grössere religiöse oder kulturelle Anlässe sowie Märkte statt.


Südlicher Teil des Kirchplatzes in Heiden mit Rathaus, Museum und Post (Bild: Roland Zumbuehl, WIkimedia, GNU)


Nicht jedes Dorf verfügt über einen schönen, geschichtsträchtigen Dorfplatz. Vielerorts wurde ein neuer, geräumigerer Platz geschafften, auf welchem Chilbi, Märkte und andere Veranstaltungen einen Raum bekommen. Hier soll der moderne Dorfplatz von Zollikon im Kanton Zürich genannt werden. Eingerahmt wird er einerseits von der Bibliothek, einer Bank und einem Supermarkt mit anschliessender Tiefgarage, anderseits von zauberhaften Gebäuden, welche Wohnungen und Läden beherbergen und etwa im 15./16. Jahrhundert errichtet wurden. Auch die Zolliker Kirche, die 1223 erstmals urkundlich erwähnt und 1498/99 neu erstellt wurde, befindet sich in unmittelbarer Nähe.

Die Schoggitaleraktion unterstützt nicht nur finanziell Heimat- und Naturschutz, sondern stellt für Lehrkräfte attraktive Unterrichtsmaterialien bereit. Kinder befassen sich im Unterricht mit dem jeweiligen Thema und sind stolz, sich auf diese Weise für einen guten Zweck engagieren zu können. Sie lernen, wofür sie die Schoggitaler verkaufen und lösen interessante Projektaufgaben. Das Projekt 2014 dürfte bei den Schülern besonders gut ankommen. Bedeutet doch das Thema „Dorfplatz“ spannende Zeitreisen ins Mittelalter und bis zurück zu den Römern.



Übrigens, wenn Sie im September wieder von einem Schulkind gefragt werden: „Möchten Sie einen Taler kaufen?“, dann greifen Sie ruhig zu! Sie unterstützen nicht nur den Heimatschutz sondern erhalten hochwertige, feinste Schokolade des Familienunternehmens Aeschbach Chocolatier aus Root/Luzern. Vielleicht kaufen Sie auch gleich zwei Schoggitaler, denn die sind so liebevoll gestaltet, dass es beinahe zu schade ist, sie zu essen …

 

Oberstes Bild: Verkaufsschachtel mit Talern und Informationsblättern 2014 (Bild: Adrian Michael, Wikimedia, GNU)

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