Schloss Brandis in der Bündner Herrschaft
VON belmedia Redaktion Allgemein Denkmalpflege
Maienfeld wurde im 1. Jahrhundert – aufgrund seines Standortes an der Kreuzung des Weges nach Zürich und Bregenz – von den Römern als Zollstätte genutzt. Es wird vermutet, dass es zu dieser Zeit eine römische Besatzung gab, die entsprechende Verteidigungsanlangen erstellte. Möglicherweise steht der Turm des Schlosses an der Stelle, wo sich einst eine römische Feste befand. Er wurde wahrscheinlich im 10. Jahrhundert durch die Grafen von Bregenz erstellt, welche zu jener Zeit in dieser Region herrschten.
Das Schloss Maienfeld erlebte seine Blütezeit gegen Ende des 14. Jahrhunderts, als die Toggenburger Grafen die Herrschaft übernahmen und den Wohnturm ausbauten. Sie waren es auch, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts das neue Schloss erbauen liessen. Etwa 50 Jahre später kam durch Heirat der erste Brandis auf das Schloss. Den Freiherren von Brandis, unter welchen es sein heutiges Aussehen bekam, verdankt das Schloss seinen Namen. Allerdings waren sie wenig friedfertig und verwandelten durch ihr Machtstreben die Bündner Herrschaft sowie die Region des heutigen St. Galler Oberlandes in einen Kriegsschauplatz.
Bis ins 17. Jahrhundert hinein wechselte Schloss Brandis immer wieder seine Besitzer, sei es durch Erbe, Einheiraten, Verkauf oder Eroberungen. Auch in der jüngeren Zeit durchlebte das Schloss Brandis eine unruhige Zeit: Im Jahre 1720 erlitt es grossen Schaden bei einem Stadtbrand und konnte daraufhin nur noch notdürftig bewohnt werden. Im Frühjahr 1799 nahmen es französische Truppen ein, welche das Holzwerk zum Verfeuern nutzten. Unbewohnbar und marode ging das Schloss 1807 an die Gemeinde Maienfeld, welche es Mitte des 19. Jahrhunderts an Private verkaufte. Seine endgültigen Besitzer fand Schloss Brandis 1968 in der Baumeisterfamilie Zindel, welche es renovierte und ausbaute.
Neben der Renovation 1972/73 erfolgten umfangreiche archäologische Untersuchungen. Es ist natürlich auch im Interesse der Denkmalpflege, dass dieses wertvolle Bauwerk als Zeitzeuge erhalten bleibt. Der Südwesttrakt wurde zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut. Im gegenüberliegenden Gebäude befindet sich das eingangs erwähnte Restaurant. Noch heute sind Teile von Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert sowie Wanddekorationen zu sehen. Entdeckt wurden die Malereien 1898 von Johann Rudolf Rahn. Leider wurde beim Umbau des Schlosses ein Grossteil der Abbildungen zerstört.
Schloss Brandis mit seinem geschichtsträchtigen, massiven Turm gilt heute als das Wahrzeichen von Maienfeld.
Oberstes Bild: Schloss Brandis in Maienfeld von Westen (© Adrian Michael, Wikimedia, GNU)