Schloss Gottlieben – ein Wasserschloss mit kulturhistorischer Bedeutung
VON Claudia Göpel Allgemein Denkmalpflege
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Schloss Gottlieben mehrfach umgestaltet, erweitert, zerstört und wiederaufgebaut. Heute ist es ein Beweis für die funktionierende Denkmalpflege in der Schweiz, deren Gesellschaften mit privaten und öffentlichen Mitteln Baudenkmäler listen und erhalten.
Geheimnisumwobenes Wasserschloss mit venezianischem Zauber
Schloss Gottlieben befindet sich am östlichen Rand der Gemeinde Gottlieben und steht direkt am Ufer des Seerheins, eines verbindenden Wasserarms des Bodenseebeckens. Eine Holzbrücke führt zum anderen Ufer. Der Bau des Gottlieber Schlosses wurde vom Konstanzer Bischof Eberhard II. 1251 in Auftrag gegeben. Seit seinem Umbau im 19. Jahrhundert verfügt das Gebäude über eine neugotische Seefront im venezianischen Stil. Es wurde von verschiedenen Landesherren bewohnt, auf die wir noch näher eingehen. 1950 kaufte die Schweizer Opernsängerin Lisa Della Casa zusammen mit ihrem Mann das wunderschöne Wasserschloss und bewohnte es bis zu ihrem Tod im Jahr 2012.
In diesem Zeitraum war das Schloss nicht für den Publikumsverkehr zugänglich, und auch jetzt ist es nur von aussen zu besichtigen. Diese Möglichkeit wird von den zahlreichen Touristen auch wahrgenommen, denn das Schloss besitzt eine zauberhafte Aura und erinnert an den Baustil Venedigs. Obwohl es sich in Privatbesitz befindet, gehört es zu den wertvollsten Kulturdenkmälern der Schweiz. In den Erhalt und die Restauration des Gottlieber Schlosses sind viele Millionen Schweizer Franken geflossen. Schloss und Anlage sind als Kulturdenkmal und Sehenswürdigkeit gelistet und in den Publikationen (Broschüren, Bildbände, Wanderführer) über den Bodensee-Rundweg aufgeführt.
Der Bodensee-Rundwanderweg führt rund um den Bodensee durch die drei anliegenden Staatsgebiete Deutschland, Österreich und Schweiz und misst über 250 Kilometer. Auf dieser Strecke liegen zahlreiche Kultur- und Baudenkmäler. Eines mit überregionaler Bedeutung ist Schloss Gottlieben.
Von der Wasserburg zum Wasserschloss: Zwei Türme als Wahrzeichen
Die ehemalige Wasserburg wurde 1251 erbaut. Das Wehrgebäude sollte die Stadtoberen von Konstanz beeindrucken, mit denen Bischof Eberhard II. im Streit lag. Es muss bereits im Urzustand erstaunlich gewesen sein. Erst stand die Burg mit den zwei Türmen, von denen der Westturm als Gefängnisturm genutzt wurde. In den Kerkern waren zur Zeit des Konstanzer Konzils (1414–1418) der Prager Reformator Johannes Hus und der abgesetzte Papst Johannes XXIII. inhaftiert. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Burg zu einem palastartiges Schloss erweitert. Hierzu wurden ein Ostflügel und ein Nordflügel angebaut. Das gesamte Bauwerk ist auch heute noch von einem Wehrgraben umgeben, der vom Wasser des Seerheins gespeist wird.
Von 1499 bis 1798 war das Gottlieber Schloss Sitz des jeweiligen bischöflichen Obervogtes. Prinz Lois, der spätere Napoleon Bonaparte, kaufte nach dem Tod seiner Mutter 1839 Schloss Gottlieben als Alternativwohnsitz zu seinem in der Nähe gelegenen Schloss Arenenberg, bewohnte es jedoch nur sehr kurz. Im 19. Jahrhundert wurde das Schloss umgebaut und erhielt einen neogotischen Stil. Im Zuge dieser Restauration wurden zahlreiche Masswerkfenster aus dem 1824 abgebrannten Kreuzgang des Konstanzer Münsters wiederverwendet. Ebenso arbeitet die Denkmalpflege auch heute noch. Historische Werkstoffe werden für die Restauration historischer Bausubstanz verwendet.
1926 erwarb der in die Schweiz emigrierte deutsche Diplomat Wilhelm Muehlon das Wasserschloss. Auf Dauer schien dem Geächteten jedoch die Nähe zur Grenze zu gefährlich. Er gab seinen Wohnsitz im September 1939 auf und bezog ein geheimes Domizil in den Bündner Bergen. Seitdem wechselte das Schloss mehrmals den Besitzer. Seit 1950 gehört das Gottlieber Schloss der Familie der Schweizer Opernsängerin Lisa Della Casa.
Weitere Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler in Gottlieben
Das ehemalige Bauern- und Fischerdorf Gottlieben entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg dank dem Schweizer Denkmalschutz zu einer Touristenattraktion. Besucher steigen im Hotel „Krone“ oder im Gasthof „Drachenburg“ ab, die sich beide in Sichtweite der schönen Dorfkirche befinden.
Das ehemalige Amts- und Schützenhaus mit der Wirtschaft „Zum Schiff“ ist ins heutige Waaghaus-Ensemble integriert; das „Wohnhaus zur Brücke“, ein attraktives Fachwerkhaus in unmittelbarer Nähe zum Wasserschloss, befindet sich ebenfalls in der Liste der wertvollen Kulturgüter der Haager Konvention und gilt als architektonisches Kleinod. Mit den Gottlieber Hüppen geniessen Sie im Fabrikladen eine der schmackhaftesten Dessert-Spezialitäten der Region. Schauen Sie doch mal vorbei!
Oberstes Bild: Das Gottlieber Schloss – ein Wasserschloss mit venezianischem Flair. (© Chris ALC, Wikimedia, CC)