Berner Denkmalschutz zeigt die liebenswertesten Seiten der Stadt

Die Stadt Bern ist reich an architektonischen Highlights. Dass dabei nicht nur Kirchen, Schlösser und ähnliche grossartige Gebäude schützenswert im Sinne der Denkmalpflege sind, zeigt ein kleiner Stadtrundgang.

In einigen Quartieren Berns findet man liebevoll und sorgfältig renovierte Häuser. Die Palette reicht von eher einfachen Wohnhäusern bis hin zu prachtvoll restaurierten Gebäuden. Einen Überblick über etliche rundum gelungene Projekte gibt es in dem Vierjahresbericht der Berner Denkmalpflege zu sehen, der auch als Buch erschienen ist.

Wer als Tourist Bern besucht, entdeckt diese Kleinode nicht auf den ersten Blick. Umso mehr lohnt es sich, einmal die bekannten Pfade zu verlassen. Die nachfolgenden Beispiele mögen einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Baukunst und in die zahlreichen Möglichkeiten einer erfolgreichen Sanierung und Restaurierung geben.

Der Dörfligeist – auch in der Stadt sichtbar

Ein schönes Beispiel für den Dörfligeist, der ja die Schweiz und ihre Kultur in vielfacher Hinsicht prägt, ist in der Monbijoustrasse zu sehen. Hier befindet sich eine Häuserzeile, die im Jahr 1910 von den Architekten Friedrich Marbach und Sohn erbaut wurde. Es handelt sich dabei um den sogenannten Heimatstil, zu erkennen an einer Baukunst, die sich an den Historismus und Jugendstil anlehnt. Im Heimatstil wird viel Wert auf Verzierungen und Erker gelegt. Die Optik ist vom heutigen Verständnis aus gesehen teilweise nahe am Kitsch, aber die Umsetzung sorgt für ein durchaus liebenswertes Erscheinungsbild.

Ein wesentliches Merkmal dieser Gebäude in der Monbijoustrasse sind die Sgraffito-Malereien. Der Dörfligeist und seine Interpretation stehen als Zeichen für den Patriotismus, der im beginnenden 20. Jahrhundert eine Antwort auf die moderne Industriegesellschaft war. Nicht alle dieser Bauten sind heute noch erhalten. So wurde beispielsweise im Jahr 1914 das sogenannte „Dörfli“ im Viererfeld anlässlich der Landesausstellung gebaut und danach wieder abgerissen.

Denkmalfreunde freuen sich deshalb besonders über Schmuckstücke wie das Wohnhaus Nr. 34 in der Monbijoustrasse. Eine umfassende Sanierung, die auch die Restauration der Sgraffito-Malereien einschloss, sorgte für ein Bauwerk, das als Zeitzuge von der Jahrhundertwende berichtet. Im Zuge der Sanierung wurde auch das Dachgeschoss ausgebaut. Dort befindet sich nun eine Wohnung im Loftstil mit einer Galerie.

Eine beispielhafte Renovation am Dapplesweg

Nur wenige Gehminuten weiter liegt der Dapplesweg im Quartier Weissenbühl der Gemeinde Bern. Das Haus Nr. 1 entstand in den Jahren 1904/05 unter der Leitung der Architekten Fehlbaum und Römer. Es handelt sich um ein Gebäude mit einem eindrucksvollen Mansarddach und einer dreigeschossigen Balkonloggia.

In den Loggien wurden im Lauf der sorgfältigen Restauration alte Wandmalereien entdeckt. Diese waren um 1980 herum von einem Dispersionsanstrich überdeckt worden. Die Sanierung befreite die Malereien von dem braun-beigefarbenen Anstrich und verhalf den Schmuckstücken zu neuem Glanz. Wie sich die Berner Denkmalpflege äussert, zeigt sich das Gebäude Dapplesweg Nr. 1 jetzt als „hoch dekorativ“. Dazu habe die beispielhafte Renovation einen massgeblichen Anteil geleistet.

Auch bei der Wiederherstellung der Fenster legten die Restaurateure grossen Wert auf Detailtreue und Originalität. Das Haus erstrahlt inzwischen wieder in neuem Glanz. Die ursprüngliche Farbgestaltung wurde ebenfalls erhalten. Bei dem Gebäude wurden zum Zeitpunkt der Errichtung teilweise Natursteine imitiert. Die damaligen Architekten verwendeten dazu einen ockergelben Farbton, der dem Jurakalkstein nachgebildet war. Die Fassade ist in einem sanften Blaugrau gehalten, das zum Kalksteinton eine harmonische Ergänzung bildet. Die Berücksichtigung der früheren Farbgebung spielt bei Restaurationen einen grosse Rolle und erhöht die Authentizität.

Ein Windfang zum Verlieben

Noch älter als die Häuser am Dapplesweg und an der Monbijoustrasse ist ein Gebäude an der Hochfeldstrasse mit dem Namen Villa Beaulieu. Das Entstehungsdatum liegt im Jahr 1730. Das Haus war der Nachfolger des „Bremgarter Hauses uffem Brüggveld“ und gilt heute als eines der ältesten Häuser im Quartier. Die Villa Beaulieu war im 18. Jahrhundert ein Landsitz ohne nennenswerte Nachbarschaft. Heute ist es von einer dichten Besiedlung umgeben, was seiner Schönheit jedoch keinen Abbruch tut.

Aber jetzt zum Windfang: Der Anbau auf der Eingangsseite entstand zum Ende des 19. Jahrhunderts. Der Windfanganbau ergänzt das Haus, bildet ein einladendes Entrée und zeigt eine repräsentative Wirkung. Das Gebäude kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. So änderten sich mehrfach die Eigentümer. Im Jahr 1936 ersteigerte die Gemeinde Bern das Haus und veräusserte es dann 2004 als Stockwerkseigentum.

Umso erfreulicher ist es, dass sich die jetzigen Eigentümer zu einer Sanierung im Sinne der Denkmalpflege entschlossen. Kürzlich erfuhren der Windfanganbau und das Treppenhaus eine sorgfältige Restauration. Nach Abschluss der Arbeiten zeigte sich die Berner Denkmalpflege begeistert. Der Windfang sei nun wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt, heisst es. Er zeige sich wie ein Hauptdarsteller vor einem klassizistischen Bühnenbild.

In der Tat: Wer an der Villa Beaulieu vorüberspaziert, kann den Windfang in seiner ganzen Pracht bewundern, er ist nahezu museumswürdig. Vor allem die rekonstruierte Eichenholzmaserung und die aufwendig gearbeiteten Glasscheiben verdienen grosse Anerkennung. Trotz seiner auffälligen Erscheinung fügt sich der Anbau nahtlos in die Fassade ein. Er ist umgeben von Sprossenfenstern mit Klappläden, so dass sich insgesamt ein stimmiger Anblick ergibt.

 

Oberstes Bild: Das Wohnhaus Nr. 34 in der Monbijoustrasse, Bern (© www.bern.ch)

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