Schloss Kyburg - Heimat der Eisernen Jungfrau
VON Ulrich Beck Allgemein Denkmalschutz
Auf einem Hügelsporn über dem Fluss errichteten die Grafen von Winterthur – wahrscheinlich Liutfired II – 1025 den mittelalterlichen Vorläufer des Schlosses, der in jener Zeit als Chuigeburg bekannt war.
Zwei Jahre später wird Kyburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit der Zerstörung durch die Truppen von Kaiser Konrad II. Grund dafür war die Allianz des Grafen Werner von Winterthur, der sich dem Herzog Ernst von Schwaben angeschlossen hatte und mit ihm zusammen dessen Stiefvater bekämpfte. Nach Niederschlagung des Aufstandes und der Flucht des Herzogs und des Grafen auf die Burg, belagerte der Kaiser die Anlage und befahl nach der Eroberung ihre Schleifung.
Mitte des 11. Jahrhunderts starb das männliche Geschlecht der Winterthurer aus. Ihr Erbe gelangte durch die Heirat von Adelheid von Winterthur mit mit dem Grafen Hartmann I. an das Adelshaus Dillingen. Dieser musste die Kyburg wiederum im Jahr 1079 aufgeben, als er auf der Seite des Papstes gegen den Abt von St. Gallen kämpfte, einem Getreuen des deutschen Kaisers.
Letztendlich behauptete er aber seine Position und gewann einen hohen Einfluss in der Nordostschweiz. Sein Enkel Hartmann der III. heiratete später in das Haus Lenzburg-Baden ein. Nach dem Aussterben der Lenzburger 1173 und der Zähringer 1218 gingen deren Herrschaftsrechte und sämtliche Ländereien auf die Kyburger über, was dem Geschlecht einen steilen Aufstieg ermöglichte.
Neben Savoyern und Habsburgern bestimmten sie die Geschicke zwischen Rhein und Alpenraum bis 1263, dann erlöschten auch sie. Rudolf von Habsburg kaufte schliesslich die Burg, und nach seiner Krönung zum deutschen König verlor sie schnell ihren Einfluss und ihre Bedeutung. Trotzdem wurden hier in der Zeit von 1273 bis 1325 die Reichskleinodien aufbewahrt.
Die Stadt Zürich erwarb die Grafschaft 1424 und machte die Kyburg zum Sitz der Landvögte. Eine Entschädigungsforderung Österreichs für geleistete Hilfe im Alten Zürichkrieg beglich die Stadt 1452 mit der Summe von 17’000 Gulden. Im Gegenzug erhielt sie die Grafschaft als Pfand, bis Kaiser Maximilian seine Rechte abtrat. Fortan walteten die Vögte bis 1798 jeweils sechs Jahre lang auf der Burg. Von dort übten sie die Gerichtsbarkeit aus und trieben Steuern und andere Abgaben ein. Mit dem Entstehen der Helvetischen Republik war die Zeit der bis dahin 59 Vögte endgültig beendet.
Von 1815 bis 1831 diente Schloss Kyburg als Verwaltungssitz, dann erfolgte eine Versteigerung, die der Winterthurer Kaffeewirt Heinrich Hirzel für sich entschied. Spätere private Besitzer waren der Oberstleutnant Matthäus Pfau und der Kaufmann Eduard Bodmer. Unter seiner Ägide entstand das erste öffentlich zugängliche Museum in der Anlage. 1917 erwarb der Kanton Zürich von Bodmers Erben das Schloss erneut und liess zahlreiche Umbauten durchführen. Das unter dem Schutz der Denkmalpflege stehende Gelände wird seitdem durchgängig als Museum genutzt, im Sommer mittlerweile auch als Veranstaltungsort für die Kyburgiade, einem internationalen Festival für Kammermusik.
An Sehenswürdigkeiten bietet Schloss Kyburg heute das Drachenloch und die Nische sowie den sorgfältig restaurierten Saal und den Hellebardenraum. Die Bauzeit der Kapelle ist nicht bekannt, wird aber von Sachverständigen der Denkmalpflege auf ungefähr 1200 datiert.
Der romanische Charakter mit Schiff, Chor und Nebenchor ist weitestgehend erhalten geblieben. Im Inneren befinden sich auch Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurden in der Reformationszeit weiss übermalt und erst 1865 durch den damaligen Eigner Matthäus Pfau wiederentdeckt. Der liess sie komplett freilegen, sein Nachfolger Bodmer sorgte für eine komplette Restaurierung und teilweise auch Ergänzungen. versehen.
Das bekannteste Exponat auf Schloss Kyburg ist allerdings die Eiserne Jungfrau. Matthäus Pfau erwarb sie im Jahr 1876 aus einem Kärntner Schloss, um mehr Besucher anzulocken und das Interesse für seine eigene Gemäldesammlung zu steigern. Bis ins Jahr 1999 stand die Eiserne Jungfrau in der ehemaligen Folterkammer, heute steht sie an besonderer Stelle auf dem Estrich im Museum.
Sie ist 2,37 Meter hoch und besteht aus einer dünnen Holzkonstruktion, die mit Eisen überzogen ist. Allerdings handelt es sich bei dieser Skulptur nicht um ein Folterinstrument des Mittelalters. Erstens wird sie in keiner zeitgenössischen Quelle erwähnt, zweitens stammt das verwendete Material nach Ansicht von Experten nicht aus dem Mittelalter. Ausserdem sind die Stacheln im Inneren auf Menschen mit einer Körperlänge von über zwei Metern ausgerichtet. Bei den Besuchern von Schloss Kyburg erfreut sie sich trotzdem immer wieder allergrösster Beachtung. Und auch die Denkmalpflege hält ständig ein Auge darauf, um sie für die Nachwelt zu erhalten.
Oberstes Bild: Schloss Kyburg in Kyburg (Bild: Roland Zumbühl, Wikimedia, CC)