Morcote - ein schützenswerter Ort von nationaler Bedeutung
VON belmedia Redaktion Bauwerke Denkmalpflege Denkmalschutz News Schauplätze
Morcote wurde im Jahr 2016 zum schönsten Dorf der Schweiz gewählt. Und das aus gutem Grund:
Das wunderschöne Fischerdorf liegt malerisch direkt am Lago di Lugano. Seine gut erhaltenen Bauwerke erzählen von der langen Geschichte des Ortes.
Die Geschichte von Morcote
Erste Hinweise auf Morcote sind einem Dokument aus dem Jahre 926 zu entnehmen. Der Ortsname ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet so viel wie „ummauert“ oder „Ende des Berges“. Die Form der ersten Siedlung erinnerte an ein Amphitheater. Sie erstreckte sich vom See bis hinauf auf einen Felsen.
Es könnte aber auch sein, dass Morcote noch wesentlich älter ist. So wurde in päpstlichen Chroniken erwähnt, dass der von 157 bis 168 amtierende Papst anscheinend aus Vico Morcote kam. Sollte dem so sein, sind zumindest bisher keine entsprechenden Funde in der Region aufgetaucht.
Hoch über dem Ort lag einst eine Burg, die bis ins Hochmittelalter hinein den Seeverkehr überwachte. Heute ist davon nur noch eine Ruine vorhanden. Ein bedeutendes Jahr war 1422, als der Herzog von Mailand der Siedlung die Selbstverwaltungsrechte zugestand. Damit verbunden waren Marktrechte und Fischereirecht sowie die teilweise Befreiung von Zollsteuern. Zehn Jahre später wütete, wie in vielen Teilen Europas, auch in Morcote die Pest und raffte viele Einwohner dahin. Nur sieben Familien überlebten.
Die Eidgenossen eroberten Morcote 1517, woraufhin das Dorf der Vogtei Lugano zugeteilt wurde. Es durfte jedoch seine 1422 erhaltenen Rechte beibehalten, das betraf auch die steuerliche und gerichtliche Autonomie. Vom späten Mittelalter bis zur beginnenden Neuzeit ermöglichten Landwirtschaft, Seehandel und Fischerei den Einwohnern ein gutes Einkommen. Hinzu kamen regelmässige Geldbeträge, die nach Italien ausgewanderte Künstler in ihren Heimatort überwiesen.
Morcote war einst ein wichtiger Umschlagplatz für Waren, besass es doch den grössten Hafen am Lago di Lugano. Im 19. Jahrhundert entdeckten Touristen den traumhaft gelegenen Ort und brachten neue Einnahmequellen. Auch Weinbau und Kunsthandwerk sorgten dafür, dass das Dorf im Vergleich zu manch anderem im Kanton Tessin finanziell sehr gut dastand.
Geschützte Kulturgüter in Morcote
Das gesamte Tessiner Dorf wurde als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft. Einige besonders interessante Bauwerke stellen wir Ihnen nachfolgend ausführlicher vor
Die Pfarrkirche Maria del Sasso
Santa Maria del Sasso ist mit Sicherheit das markanteste Bauwerk von Morcote. Die katholische Pfarrkirche thront oberhalb des Dorfes und wird über mehr als 400 Treppenstufen erreicht. Kaum eine andere Kirche in der Schweiz hat so eine wunderschöne Lage. Der Bau auf der Terrasse in der Höhe wurde beschlossen, nachdem man in einer Votivkirche am Fusse des felsigen Berges eine Madonnenstatue entdeckt hatte. Von 1462 bis 1478 entstand das romanische Bauwerk aus drei Schiffen und sechs auffälligen Hauptpfeilern, die aus Ziegelsteinen gefertigt wurden. Die Seitenkapelle wurde in einer nächsten Bauetappe im Jahre 1581 angebaut, die Kreuzigungskapelle gegenüber entstand zehn Jahre später. Fast 200 weitere Jahre vergingen, bis von 1750 bis 1758 die Kirche ihre Altarnische und die beiden Sakristeien erhielt.
Auffällig ist der romanische Glockenturm, welchen die Architekten Paleari und Rossi bereits 1532 planten. Die Fertigstellung erlebten sie jedoch nicht mehr: Erst 1729 wurde der Bau abgeschlossen. Heute gehört der markante Glockenturm der Pfarrkirche Maria del Sasso mit seinem achteckigen Oberbau und Kuppel zu den am häufigsten fotografierten Motiven im Tessin.
Auch der Innenraum der Kirche ist sehenswert, er ist prächtig mit Kapitellen, Intarsien und Säulen ausgeschmückt.
Der Monumentalfriedhof
Der monumentale Friedhof von Morcote zeugt davon, welche grosse Bedeutung Kunst und Kultur für die reichen Patrizierfamilien hatten. Nicht nur, dass diese die Architektur der Häuser im Dorf beeinflussten, auch auf dem Friedhof sind eindrückliche architektonische Elemente zu sehen. Handwerkliches Geschick und Kunst spielten in Morcote schon früh eine wichtige Rolle. Angelegt wurde der Friedhof 1750. In den Jahren 1869 und 1878 waren Erweiterungen notwendig. Unter anderem fanden hier Schauspieler, Komponisten und Künstler die letzte Ruhe, darunter Alexander Moissi, Georges Baklanoff und Georg Kaiser.
Torre del Capitano – der Turm des Capitano
Der mittelalterliche Torre del Capitano wurde 1249 erbaut und bildete den Abschluss der Stadtmauer von Morcote. Er dienste ursprünglich als Wachturm. Ende des 20. Jahrhunderts hat man ihn restauriert. Sehenswert sind seine Spitzbogenfenster, auch Lanzettfenster genannt. Es handelt sich um typische Elemente der gotischen Architektur, die von der orientalischen Architektur übernommen wurden. Im Innenraum sind Überreste von Wappen ehemaliger Einwohner des Dorfes zu sehen. Infotafeln erzählen die Geschichte des Bauwerks.
Die Burgruine
Die auf einem Felsvorsprung über Morcote gelegene Burgruine wurde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert erbaut. Einzelne Spuren lassen dieses Alter vermuten. Der Grossteil der heute noch sichtbaren Gemäuer wird jedoch ins 15. Jahrhundert datiert. Dass die Mauern nicht komplett zerfallen sind, ist Restaurierungsarbeiten zu verdanken, die vor längerer Zeit durchgeführt wurden. Leider beachteten die mit diesen Arbeiten Beauftragten den originalen Baubestand nicht. Dass die Burg einst zerfiel, soll auf einen Beschluss der Eidgenossen zurückzuführen sein. Diese veranlassten zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Zerstörung des mächtigen Bauwerks. Grund dafür war die Befürchtung, dass während kriegerischer Auseinandersetzungen gegnerische Truppen hier Militärstützpunkte errichten könnten. Die zerstörte Burg zerfiel daraufhin weiter, bis nur noch eine Ruine übrigblieb.
Ortszentrum von Morcote
In dem malerischen, gepflegten Dorf finden sich viele sehenswerte Gebäude. Dazu gehören neben den oben genannten auch schöne Patrizierhäuser mit reich geschmückten Fassaden, die architektonischen Bauten im Parco Scherrer, der Palazzo Paleari und andere. Das Ortsbild umfasst den am See liegenden profanen Teil und den sich am Hang befindenden kirchlichen.
Morcote ist einer von 1200 Orten, die im ISOS (Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung) gelistet sind. Es gehört damit neben anderen Dörfern, Weilern und Städten zu den wertvollsten Schweizer Siedlungen.
Weiterführende Informationen
Fremdenverkehrsbüro
+41 (0)58 220 65 02
morcote@luganoregion.com
Riva dal Garavèll 16
Morcote, Ticino 6922
Titelbild: Sabine Itting