Gewusst wie - Europäische Tage des Denkmals 2021
VON belmedia Redaktion Denkmalpflege Events News
Die diesjährigen Europäischen Tage des Denkmals finden unter dem Motto „Gewusst wie – Faire et savoir faire – Saper fare – Savair co far“ statt. Ein spannendes Thema, welches uns genau hinschauen lässt: Wie sind alte Bauwerke konstruiert, welche Baumaterialien kamen zum Einsatz?
Altes Wissen und die nötigen handwerklichen Fertigkeiten werden durch Aus- und Weiterbildungen vermittelt. Dies ist notwendig, um denkmalgeschützte Bauwerke fachgerecht zu pflegen, zu restaurieren und sie so der Nachwelt zu erhalten.
Was sind eigentlich die Europäischen Tage des Denkmals?
Europaweit werden jährlich die European Heritage Days durchgeführt. Initiiert wurden diese durch den Europarat. Ziel und Zweck sind, die Bevölkerung durch spezielle Angebote für das kulturelle Erbe zu sensibilisieren und dessen Bedeutung zu vermitteln. Es geht vor allem darum, Denkmäler, die weniger im Fokus stehen, der Öffentlichkeit vorzustellen.
Im Jahre 1984 fanden erstmals Tage des offenen Denkmals statt: Frankreich war die erste Nation, die ein solches Event organisierte. Was als Versuch gedacht war, stiess auf grosse Begeisterung. Nur ein Jahr später, 1985, wurde während der Europarat-Konferenz in Granada ein Vertrag ausgearbeitet und unterzeichnet, der den Schutz des architektonischen Erbes in Europa festlegte.
Nachdem 1999 die Europäische Union in dieses Projekt einstieg, erhielt es den offiziellen Titel „European Heritage Days (EHD) Journées européennes du Patrimoine.“ Zu jener Zeit beteiligten sich bereits 46 Länder. Jedes Land führt die Veranstaltung seitdem jährlich im September durch. Länge und Themen unterscheiden sich, der Grundsatz vereint jedoch alle Teilnehmer.
Die Prinzipien der Europäischen Tage des Denkmals
Die Europäischen Tage des Denkmals, wie die Veranstaltungen in der Schweiz heissen, werden in Deutschland beispielsweise als Tag des offenen Denkmals durchgeführt, in Österreich als Tag des Denkmals, in Schottland als Doors Open Days und in den Niederlanden als Open Monumentendag. Die Prinzipien sind für alle Teilnehmerländer gleich:
- Die Veranstaltungen werden stets an einem Wochenende im September durchgeführt.
- Bevorzugt werden Gebäude, welche ansonsten von Privatpersonen nicht besucht werden können.
- Zugelassen sind jedoch auch öffentliche Bauwerke, welche jedoch während der Tage der Europäischen Tage des Denkmals spezielle Führungen, Ausstellungen oder Veranstaltungen offerieren.
- Ein besonderes Augenmerk gilt Kindern und Jugendlichen, die schon in jungen Jahren an das kulturelle Erbe herangeführt werden sollen. Aus diesem Grund sollten spezielle Aktionen für Familien geplant werden.
- Eintritt und Teilnahme sollten gratis oder sehr günstig angeboten werden.
- Es wird Wert daraufgelegt, in der Werbung das Logo und den Begriff European Heritage Days zu verwenden.
Europäische Tage des Denkmals in der Schweiz
Die Schweizer begehen die Europäischen Tage des Denkmals bereits seit 1994. Für die Koordination ist die Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe NIKE zuständig. Sie veröffentlicht in einer Broschüre sowie im Internet das jeweilige Programm. Für die Organisation sind die kantonalen und städtischen Fachstellen für Denkmalpflege und Archäologie zuständig. Sie werden von Organisationen und Privatpersonen unterstützt.
Wissen und Können erfinden sich immer wieder neu
Am 11. Und 12. September finden 2021 die Europäischen Tage des Denkmals statt, welche sich in diesem Jahr Materialen und Konstruktionen alter Bauten widmen. Ein spannendes Thema, welches eine Verbindung von Techniken früherer Zeiten und den Möglichkeiten des heutigen, modernen Handwerks aufzeigt. Handwerksberufe, von denen es in der Schweiz rund 300 verschiedene gibt, stehen im Mittelpunkt. Fachpersonen und Laien bekommen die Möglichkeit, auch wenig bekannte handwerkliche Berufe kennenzulernen. Dabei werden Materialien vorgestellt, gibt es faszinierende Konstruktionen zu entdecken und natürlich kommt der Austausch nicht zu kurz:
Interessierte Besucher haben die Möglichkeit, mit Denkmalpflegern, Archäologen, Handwerkern, Raumentwicklern und Restauratoren ins Gespräch zu kommen. Alle gemeinsam verfolgen das Ziel, geschützte Zeitzeugen zu erhalten und deren Geschichte zu erschliessen und zu dokumentieren. Alte Handwerksberufe müssen vor dem Aussterben bewahrt werden. Derzeit ist davon rund ein Viertel betroffen. Diese werden jedoch gebraucht, um unsere Kulturgüter zu bewahren.
Überall in der Schweiz werden im Rahmen der 28. Europäischen Tage des Denkmals unter dem Patronat von Bundesrat Alain Berset Veranstaltungen stattfinden. Geplant sind einige hundert Spaziergänge und Führungen sowie Besuche in Ateliers. Gesprächsrunden zum Thema runden das Angebot ab.
Das Programm der diesjährigen Europäischen Tage des Denkmals
Was findet am 11. Und 12. September wo statt? Welche Veranstaltung könnte für Sie und Ihre Familie interessant sein? Am Ende dieses Beitrags finden Sie Informationen, wo Sie das komplette Programm einsehen können. Wir haben aus dem vielen interessanten Angeboten ein paar herausgepickt, welche wir Ihnen nachfolgend kurz vorstellen möchten:
Aarau – willkommen in der Farbenküche!
Am Sonntag haben Sie in der Laurenzvorstadt 107 im Säulenhaus die Möglichkeit, Pigmente anzureiben, mit Leimfarbe zu malen und verschiedene Techniken kennenzulernen. Fachleute beantworten gerne alle Fragen und führen Sie in die bunte Welt der Restauratoren ein.
Basel-Stadt – das historische Kernstück moderner Wasserversorgung kennenlernen
Das Bruderholz ist wohl allen Baslern ein Begriff. Aber wer hatte schon Gelegenheit, die eindrucksvollen Gewölberäume der unterirdischen Bauwerke zu bestaunen? Auf einer fachkundigen Führung lernen Sie am Samstag das Kernstück der Wasseraufbereitungs- und Reservoir Anlage kennen.
Biel – wie Ziegelsteine Kulturen verbinden
Möchten Sie ein soziales Projekt kennenlernen, welches sich einem alten Handwerk widmet? Dann bekommen Sie am Sonntag im Schloss Burgdorf die Gelegenheit: Das Projekt „We are visible“ wurde während zwei Jahren vom Verein Mesela durchgeführt. Menschen aus der Schweiz und dem Irak gestalteten ein Kunstprojekt mit Ziegelsteinen, die so entstandene soziale Plastik wird während der Europäischen Tage des Denkmals vorgestellt.
Spiez – Baustellenführung im Altschloss
Dach und Fassade des Altschlosses werden erstmals seit 1969 saniert. Für die anstehenden komplexen Arbeiten wird Wissen aus verschiedenen Fachrichtungen benötigt. Am Samstagnachmittag erfahren Sie während einer Baustellenführung Details und bekommen Einblicke, die Privatpersonen sonst nicht erhalten. Da ein Teil der Führung direkt auf dem Baugerüst stattfindet, sind hier Kinder leider aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen.
Ftan – Besuch einer der letzten Schweizer Mühlen, die mit Wasserkraft betrieben werden
Am Samstag gibt es die einmalige Gelegenheit, in Muglin da Ftan auf einer Führung die Alpine Mühle zu besichtigen. Sie ist eine der letzten noch betriebenen Wasserkraftmühlen der Schweiz. Genauer gesagt sind es zwei: Eine stammt aus dem 17. Jahrhundert, die andere aus dem 19. Jahrhundert. Die gut erhaltenen und noch voll funktionstüchtigen Zeitzeugen erzählen davon, dass das Unterengadin einst eine reiche Kornkultur besass.
Dies war natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Programm der Europäischen Tage des Denkmals 2021. Hier finden Sie weitere Informationen und sämtliche Angebote:
Das Programm der Europäischen Tage des Denkmals 2021
Weitere Informationen:
Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe NIKE
Kohlenweg 12 | Postfach 111 | CH-3097 Liebefeld
t +41 (0)31 336 71 11 | info@nike-kulturerbe.ch
Titelbild: © Roman Keller, Zürich