Ausserschwyzer kämpfen per Online-Petition für Erhalt des Feusisgartens
VON Siegfried Hettegger Bauwerke News
Die Interessensgemeinschaft „Pro Feusisgarten“ hat eine Online-Petition zum Schutz des vom Abbruch bedrohten Gebäudes gestartet.
Die Petition wurde auf der Plattform openPetition eingerichtet und ist ausser in Deutsch auch in den Sprachen Französisch, Italienisch und Englisch verfügbar.
Der Gemeinderat von Feusisberg SZ wird in der Petition aufgefordert, zum Schutz des Feusisgartens (äusseres Erscheinungsbild, Fassade, Einbettung in die Landschaft) einen Antrag beim Regierungsrat auf Aufnahme des Feusisgartens in das kantonale Schutzinventar zu stellen (nach §16 des Schwyzer Denkmalschutzgesetzes). Darüber hinaus wird der Gemeinderat aufgefordert, sich nach seinen Möglichkeiten für die Erhaltung des Feusisgartens als Restaurant, Ausflugsziel, Veranstaltungsort und Treffpunkt für die Bevölkerung einzusetzen.
Der Schwyzer Heimatschutz als kantonale Sektion des Schweizer Heimatschutzes unterstützt die Forderung nach Unterschutzstellung des Feusisgartens. Seit Generationen hat der Feusisgarten als Wahrzeichen die Gegend und ihre Bewohner geprägt. An seiner einmaligen Aussichtslage hoch über dem Zürichsee ist er das markanteste und wohl schönste historische Bauensemble in Feusisberg. Der Feusisgarten stammt aus der Blütezeit von Feusisberg als Luft- und Molkekurort im 19. Jahrhundert und ist das letzte noch erhalten gebliebene Kurhaus aus dieser Zeit.
Mit dem Feusisgarten sind auch berühmte Persönlichkeiten der Kulturgeschichte verbunden. Der aus Einsiedeln stammende Schweizer Liederkomponist und Maler Artur Beul (1915-2010) hat 1979 ein Bild vom Feusisgarten gemalt.
Beul ist der bekannteste Schweizer Schlagerkomponist der 1950er und 60er-Jahre und Schöpfer zahlreicher Evergreens wie „Nach em Räge schint Sunne“, „Stägeli uf, Stägeli ab“ oder „Am Himmel staht es Sternli z’Nacht“.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Schriftsteller Oda Schaefer (1900-1988) und Horst Lange (1904-1971) über Vermittlung von Erich Kästner vom Zürcher Theaterdirektor Kurt Hirschfeld zu einem Aufenthalt in die Schweiz eingeladen. Max Frisch kümmerte sich um die Unterbringung und brachte die beiden in den Feusisgarten, wo sie 1947/48 acht Monate lang einen Erholungs- und Zufluchtsort fanden. Oda Schaefer beschreibt diese Zeit in ihren Erinnerungen „Die leuchtenden Feste über der Trauer“. Schaefer war nach 1945 in Deutschland vor allem als Lyrikerin sehr bekannt und erhielt zahlreiche Preise. Der erfolgreiche Kinofilm „Poll“ (2012) handelt von einer Episode aus ihrer Jugend. Horst Lange gehört zu den grossen deutschen Dichtern der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Sein bekanntester Roman ist „Schwarze Weide“, der von Schriftstellern wie Gottfried Benn, Günter Eich und Wolfgang Koeppen als Werk von bleibendem Rang eingestuft wurde. Langes Erzählung „Die Leuchtkugeln“ wurde von Carl Zuckmayer als „das beste und menschlichste Kriegsbuch des Zweiten Weltkriegs“ gelobt.
Der Feusisgarten ist in der Bevölkerung auch deshalb so beliebt, weil er ein kulinarisches Ausflugsziel darstellt und ein beliebter Treffpunkt und Veranstaltungsort mit einem einzigartigen Ausblick auf den Zürichsee und umgebende Landschaft ist.
Die Schutzwürdigkeit des Feusisgartens wird in einem von der IG Pro Feusisgarten in Auftrag gegebenen Expertengutachten bestätigt. Der Abbruch des Feusisgartens wäre ein unwiederbringlicher Verlust für die gesamte Region und eine kulturhistorische Barbarei ersten Ranges.
Die IG Pro Feusisgarten ruft daher alle auf, die Petition zu unterzeichnen: Über die Webseite www.feusisgarten.ch oder direkt auf www.openpetition.ch. Es gibt auch die Möglichkeit zum Ausdruck von Unterschriftsformularen.
Bildrechte: Gemälde „Feusisgarten“: Artur Beul; Oda Schaefer/Horst Lange: Titus Horst