„Der Schuh - 5'000 Jahre unterwegs“ im Museum für Urgeschichte(n)
VON Dorothea Hintermann Ausstellung Denkmalschutz News
Obwohl Menschen ihre Füsse seit Jahrtausenden schützen, gehören Schuhe zu den seltenen archäologischen Funden. Dies liegt daran, dass Materialien wie Leder, Bast oder Holz nur unter sehr speziellen Bedingungen erhalten bleiben.
Die Sonderausstellung „Der Schuh“ begibt sich auf die Spuren der menschlichen Fussbekleidung und präsentiert archäologische Schuhfunde aus fünf Jahrtausenden. Sie vereinigt Fundstücke aus dem Kanton Zug mit zahlreichen Leihgaben aus dem In- und Ausland und macht es möglich, diese für einmal in einem Raum zu bestaunen.
Aus der Jungsteinzeit Mittel- und Nordeuropas sind nicht viel mehr als ein Dutzend Schuhe überliefert, die Ausstellung präsentiert fast die Hälfte davon im Original. Darunter sind das Fragment eines Lederschuhs aus dem schmelzenden Eisfeld am Schnidejoch BE und ein vollständiger Lederschuh aus einem Moor im niederländischen Buinerveen. Dass es auch Schuhe aus Bast gab, zeigen Funde aus Seeufersiedlungen am Greifen- und Bielersee.
Noch lückenhafter ist die Überlieferung in der Bronze- und in der Eisenzeit. Hier sind ein bronzezeitlicher Schuh wiederum vom Schnidejoch und ein Schuh der Eisenzeit aus dem Salzbergwerke von Hallstatt (Österreich) präsent, beide aus Leder. Durch den Kontakt mit dem Mittelmeerraum lernt die eisenzeitliche Oberschicht luxuriösere Schuhmodelle schätzen. Davon zeugen die ältesten erhaltenen Schuhleisten Mitteleuropas aus Sommerein (Niederösterreich).
Aufnahmen aus der Sonderausstellung „Der Schuh“
Neue, oft mehrteilige Schuhtypen verbreiteten sich in der römischen Epoche nördlich der Alpen. Die Ausstellung präsentiert eine Reihe von Funden aus dem Legionslager von Vindonissa (Windisch AG) und dem Kanton Zürich.
Zu den Highlights gehört auch eine Auswahl von hervorragend erhaltenen Schuhen aus einem verfüllten Brunnenschacht im Kastell von Welzheim (Süddeutschland). Fast das gesamte Spektrum des römischen Schuhwerks ist im Original vertreten, von der Legionärssandale caliga über die geschlossenen Schuhe calceus und carbatina bis hin zu den Badeschuhen mit Holzsohle (sculponea), Flipflops (solea) und Pantoffeln (soccus).
Aus der Zeit um 1000 n. Chr. stammen die Lederschuhe von Basel-Petersberg. Einblicke in die Schuhmode des Mittelalters geben Funde aus Meilen und Winterthur im Kanton Zürich. In einem Haus an der Zuger St.-Oswalds-Gasse gelang gar der Nachweis einer Schusterwerkstatt aus der Zeit um 1500. Von ihr zeugen nicht nur Werkstattabfälle und Abnutzungsspuren im Raum, sondern auch der Schumacherrodel, das Auftragsbuch des Schusters. Auch die Herstellung von Schuhen ist Teil der Ausstellung. Werkzeuge, Schnittmuster und Halbfabrikate ermöglichen eine Gegenüberstellung des Schusterhandwerks verschiedener Epochen.
Die Ausstellung beschränkt sich aber nicht darauf, das Thema „Schuhe“ in Form von Objekten und Text zu präsentieren. Darüber hinaus sind viele der ausgestellten Originale zusätzlich in Form von Repliken präsent.
Diese erlauben es dem Publikum, die verschiedenen Materialien zu fühlen, manche Modelle gar an den eigenen Füssen zu testen und zu spüren, wie bequem oder eben unbequem es sich darin geht. Die Besucherinnen und Besucher treten so quasi in die Fussstapfen von Menschen vergangener Zeiten. Jungsteinzeitliche Bastschuhe, bronzezeitliche Bundschuhe, Römische caligae und weitere Modelle stehen in gängigen Grössen bereit. Ein Laufsteg bietet verschiedene Bodenbeläge, vom Strassenkoffer über Stein- und Tonplatten bis zum Parkett. So lässt sich Schuhmode der Vergangenheit auf sinnliche Weise erleben.
Ein Fenster in die Gegenwart schliesslich zeigt einen Ausschnitt der heutigen Schuhvielfalt. Zu sehen sind Schuhe mit einer Geschichte von prominenten Zuger Sportlerinnen und Sportlern, Ikonen der Schuhgeschichte, Schuhe aus Schweizer Produktion und mehr, vom Birkenstock über den Feuerwehrstiefel bis zum Ballettschuh.
Sonderausstellung „Der Schuh“ ab 20. November 2016
Die Ausstellung dauert bis Pfingstmontag, 5. Juni 2017 und ist in der Regel dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr offen. Spezielle Öffnungszeiten an Feiertagen, Rahmenprogramm und weitere Informationen: www.museenzug.ch.
Museum für Urgeschichte(n)
Hofstrasse 15
CH-6300 Zug
Artikelbilder: © Museum für Urgeschichte(n) Zug, Res Eichenberger