Denkmalpflege in Dürnten, einem Dorf mit sehr langer Geschichte

Nicht nur die grossen Bauwerke, welche von der Öffentlichkeit sowieso Aufmerksamkeit bekommen und für die Tourismusbranche relevant sind, müssen geschützt werden: Auch unbekannte Häuser und Kirchen können so bedeutsam sein, dass Heimatschutz und Denkmalpflege sich für deren Erhalt einsetzen, handelt es sich doch bei diesen Zeitzeugen ebenfalls um unser kulturelles Erbe und unsere Geschichte. Oft nimmt die Allgemeinheit die Arbeit, welche die Denkmalpflege leistet, gar nicht wahr. Wie wichtig diese jedoch ist, soll an einem Beispiel aus dem Zürcher Oberland gezeigt werden.

Dürnten, eine Gemeinde mit 6‘600 Einwohnern, blickt auf eine sehr lange Geschichte zurück. Zumindest wird angenommen, dass die Ortschaft bereits vor 3500 Jahren besiedelt gewesen sein dürfte: Ausgrabungen gaben interessante Zeugen römischer Niederlassungen sowie alemannische Grabfunde frei. 1874 fand man in der Region des Hasenstricks ein Beil aus Blei und Kupfer, welches in die Bronzezeit, also ca. 2200 bis 800 v. Christus, datiert wird. Dabei handelt es sich um den ältesten Fund auf Dürntner Boden.


Das Dorf Dürnten im Zürcher Oberland (Bild: Berger, Wikimedia, GNU)


Wie das Leben zwischen der Bronzezeit und der Besiedlung durch die Römer in diesem Gebiet aussah, darüber fehlen bis heute Informationen. Zwar wurden an diversen Orten im Zürcher Oberland Grabhügel aus der frühen Eisenzeit entdeckt, jedoch kein einziger auf Dürntner Gebiet. Zeitzeugen aus dem frühen Mittelalter dagegen sind reichlich vorhanden: Da ist zum einen die unter der Kirche liegende Mauer des Vorgängerbaus. Dabei handelt es sich um Reste der ältesten Steinkirche im Zürcher Oberland. Weitere frühmittelalterliche Funde sind Gräber und verschiedene Grabbeigaben. Vor allem Waffen und Schmuck konnten gefunden werden.

Im Mittelalter lebten die Einwohner Dürntens vor allem von der Landwirtschaft und mussten mit knappen Einkünften ihr Überleben sichern. Einige verdienten ihr Brot als Handwerker. Die Zehntenabgaben, welche an die Klöster abgeführt werden mussten, waren hoch und das Leben der einfachen Landbevölkerung hart. Zwar gab es damals keine Sozialhilfe, wie wir sie heute kennen, aber trotzdem musste die Gemeinde für Bedürftige aufkommen. So werden im „Almosengenössigen“-Verzeichnis der Pfarrei 23 Familien aufgeführt, welche auf Unterstützung angewiesen waren. Neue Einkommensquellen erschlossen sich im 18. Jahrhundert, als die Baumwollspinnerei und die Weberei aufkamen. Vor allem Heimarbeiterinnen konnten nun zum Familieneinkommen beitragen.

Die Mechanisierung der Textilindustrie vernichtete aber nur Jahre später diese Erwerbsquelle, was Dürnten besonders hart traf. Plötzlich waren mehr als 75% der Einwohner ohne Einkommen. Einen deutlichen Aufschwung erlebte das Dorf erst im 19. Jahrhundert dank dem Webstuhlfabrikanten Caspar Honegger. Arbeit gab es nun mehr als genug und zwischen 1800 und 1910 verdreifachte sich die Einwohnerzahl. Vor allem aus der Zentralschweiz und Italien wanderten Arbeitskräfte zu. Damit änderte sich natürlich auch das Bild der Gemeinde.


Die reformierte Kirche – das Wahrzeichen Dürntens (Bild: Fotosafari, WIkimedia, CC)


Heimatschutz und Denkmalpflege setzen sich dafür ein, dass die historischen Zeitzeugen und ortsbildprägenden Bauten in Dürnten erhalten bleiben. Eines dieser schutzwürdigen Bauobjekte ist das Gebäude der Landi im Dorfzentrum, welches einem Neubau mit gleichem äusserem Erscheinungsbild hätte weichen sollen. Dies wurde erfolgreich verhindert.

Das schönste und älteste Gebäude und gleichzeitig Wahrzeichen Dürntens, ist die reformierte Kirche. Im spätgotischen Stil kurz vor der Reformation zwischen 1517 und 1521 erbaut, wurde sie vor wenigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege restauriert. Sie gilt mit ihrer mit Flachschnitzerei wertvoll verzierten Holzdecke und der Blumenmalerei im Chor als „Baudenkmal von nationaler und kantonaler Bedeutung“. Zurecht sind die Dürntner stolz auf ihre Kirche, an deren Beispiel hier einmal aufgezeigt werden soll, wie aufwendig und spannend eine solche Renovation ist.


Die reformierte Kirche – das schönste und älteste Gebäude Dürntens (Bild: Roland zh, Wikimedia, CC)


1952 erfolgte eine Aussenrenovation. Die Zeit hinterliess ihre Spuren, vor allem ein verheerender Hagelsturm im Jahre 1957 führte zu Schäden. Das stark in Mitleidenschaft gezogene Dach bedurfte einer baldigen Reparatur. Der Innenraum der Kirche wurde bereits von 1979 bis 1981 erneuert. Dabei baute man die Empore zurück. Unter mehreren Farbschichten wurden Ornament- und Quadermalereien um die Fenster, sowie Deckenmalereien im Chor entdeckt. Sorgfältig freigelegt, sind diese nun wieder zu bestaunen. Nach der Restauration von Taufstein und Kanzel erfolgte die Versetzung der Kanzel. Beide stammen übrigens aus dem Jahr 1628 und haben reiche Verzierungen.

Auf die Empore kam eine neue Orgel, jene im Chor wurde ausgebaut. Die neue Orgel ist der Stolz der Kirche: Sie verfügt über 17 Register mit insgesamt 952 Pfeifen. Jean Marie Tricoteaux, der damals neu in der Schweiz tätig war, besorgte die Intonation nach dem Vorbild der historischen Orgel von 1737 aus Valendas im Bündnerland. Nach einer Renovation und Nachintonation 2006, eignet sich die Orgel ideal zur Wiedergabe klassischer, barocker wie auch moderner Musikstücke.

2008 wurde die Renovation der Fassade in Angriff genommen. Nach einer Reinigung bekam sie einen neuen Anstrich. Das Kirchendach wurde ebenfalls geputzt, kaputte Ziegel ersetzt, andere vom Moos befreit. Eine Reparatur und teilweise Erneuerung benötigten auch die Fenster und deren Bleifassung. Nicht nur Zeiger, Zahlen und Ziffernblatt der Kirchturmuhr erhielten eine neue Vergoldung, sondern auch die Wetterfahnen und Turmkugeln. In den Kugeln fand man Briefmarken, Münzen und Berichte von 1909, 1930, 1952 und diesen wurden nun für die nachfolgende Generationen Nachrichten, Münzen und Fotos der heutigen Zeit hinzugefügt.

 

Oberstes Bild: Dürnten – ein Dorf mit sehr langer Geschichte. (© Roland zh, Wikimedia, CC)

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