Die 54 Passkirchen zwischen Panix und Viano – über 1000 Jahre Kirchengeschichte

Der „Kunstführer der Schweiz“ verzeichnet nicht weniger als 54 bemerkenswerte Kirchen auf den Passrouten zwischen Panix und Viano. Diese stehen jeweils ca. 4 Kilometer auseinander. Allesamt gelten diese Kirchen als kunstgeschichtlich wertvoll. 19 von ihnen sind sogar im Verzeichnis der Schweizer Kulturgüter aufgeführt. Dank kirchlicher Denkmalpflege sind die meisten der zum Teil reich ausgemalten, sehr alten Kirchen bis heute erhalten geblieben.

Die Zeit, in welcher sie, erweitert oder umgebaut wurden, lässt sich in vier Perioden aufteilen: in die fränkische und karolingische (6. bis 9. Jahrhundert), das Hochmittelalter (9. bis etwa Mitte 13. Jahrhundert), das Spätmittelalter (ab Mitte 13. bis 16. Jahrhundert) und die Neuzeit (17. Bis Mitte 18. Jahrhundert)
Von den in der fränkischen Zeit entstandenen Kirchen sind oft nur noch Mauern und Reste übrig geblieben. Im baulichen Originalzustand befindet sich St. Martin, eine alte Pfarrkirche in Cazis.


Die Kirche San Vittore Mauro in Poschiavo (Bild: böhringer friedrich, Wikimedia, CC)


Als im Hochmittelalter der Handel stark zunahm und das Handwerk aufblühte, wurden Passstrassen stärker frequentiert. Die Kirchen aus jener Zeit wurden grösser und im romanischen Stil erbaut. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Kirche St. Cosmas und Damian in Mon. Als im Spätmittelalter der Handel expandierte, wuchsen die Handelszentren in Oberitalien. Damit wurden die Passrouten natürlich noch wichtiger. Neue, prächtige Kirchen im gotischen Stil wurden erbaut oder bestehende gotisch umgebaut.
Typisch für diese Epoche sind meisterhafte Schnitzarbeiten und Malereien. Die Stiftskirche
S. Vittore in Poschiavo sowie die Kirche „Mariä Krönung“ in Tomils sind gut erhaltene Vertreter dieser Zeit.

Pest, religiöse Auseinandersetzungen und der 30-jährige Krieg hatten zur Folge, dass in der Neuzeit zunächst keine neuen Bauprojekte verwirklicht werden konnten. Es fand auch kaum ein Um- oder Ausbau bestehender Kirchen statt. Das änderte sich schlagartig im 17. Jahrhundert. Plötzlich wurde umso mehr gebaut. Nun war die Zeit des Barock gekommen und das Bedürfnis nach grösseren Kirchen verlangte nach mehr Baugrund. Teilweise griffen die Bauherren auf die bestehende Bausubstanz alter Kirchen zurück, von denen letztendlich nicht viel übrig blieb. Dies trifft unter anderem auf die St. Martins Kirche in Savognin zu.


St. Martins Kirche in Savognin (Bild: Adrian Michael, Wikimedia, GNU)


Es war im Laufe der Jahrhunderte üblich, dass die verschiedenen Stilepochen umgebaut und gemischt wurden, teilweise verschwanden Stilelemente komplett, andernorts ergänzen sie sich. Nicht überall gelang dies so harmonisch, wie in der St. Remigius Kirche in Falera.
Jede Kirche hat ihre eigene Geschichte und wenn auch von einigen kaum noch etwas bekannt ist, so lohnt es für Kulturinteressierte doch, auch unscheinbarere Kirchen des Passweges zu besuchen.

 

Oberstes Bild: Die Passkirche St. Cosmas und Damian in Mon (Parpan05, Wikimedia, GNU)

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