Hotel Atlantis Zürich - Ein Zeugnis der Nachkriegsmoderne bekommt seine alte Pracht zurück

Das ehemalige Luxushotel Atlantis am westlichen Stadtrand von Zürich soll nach den Plänen der jetzigen Investoren an den Glanz alter Zeiten anknüpfen und wieder zu einem gefragten internationalen Treffpunkt werden – unter aktiver Mitarbeit der Kantonalen Denkmalpflege. Denn diese hat mehr als ein Wörtchen mitzureden bei der Sanierung und Umgestaltung des Gebäudes.

In der Baubewilligung wurde ausdrücklich betont, dass es sich beim Hotel Atlantis um einen wichtiges Bauzeugnis der Nachkriegsmoderne in Zürich handele. Ihm werden in dem Papier eine hohe städtebauliche und architektonische, aber auch wirtschafts- und sozialhistorische Bedeutung attestiert.

Die entsprechenden Auflagen sind deshalb auch klar definiert: Der Bauherr ist angehalten, vor allem bei den Planungen für die Fassade, für die Dachaufbauten und die Brüstungen besonders sorgfältig vorzugehen und seine Vorstellungen mit den Vorgaben der Kantonalen Denkmalpflege Zürich abzugleichen.

Anscheinend ist dieses Unterfangen gut gelungen. Denn trotz einer wärmetechnischen Optimierung der Gebäudehülle und anderen energetischen Massnahmen sind die Zürcher Bausektion und die Denkmalpflege zufrieden. Die schonende Revitalisierung und Sanierung führte mittlerweile dazu, dass das Gebäude 2013 schon vor der Fertigstellung unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Erbaut wurde das Hotel Atlantis von 1968 bis 1970 nach Plänen der Architekten Hans und Annemarie Hubacher aus Zürich in Zusammenarbeit mit Peter Issler. Das Ehepaar Hubacher ist durch zahlreiche Einzelbauten, unter anderem die Gewächshäuser im Botanischen Garten Zürich, aber auch durch federführende Arbeiten bei diversen grossen Ausstellungen bekannt geworden. Hans Hubacher trat 1951 als leitender Architekt für die 600-Jahr-Feier zum „Eintritt des Standes Zürich in die Eidgenossenschaft“ auf. Seine Frau Annemarie war verantwortlich für die „Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit“ (SAFFA) sieben Jahre später.

Nach seiner Fertigstellung galt das Fünf-Sterne-Haus Atlantis lange als eine Hotel-Ikone der 1970er Jahre. In den Glanzzeiten verkehrten hier viele internationale Grössen und Berühmtheiten, etwa der Schauspieler Steve McQueen oder Boxlegende Muhammad Ali. Im Jahr 2004 mussten die damaligen Betreiber dann schliesslich Konkurs anmelden. Es folgten vier Jahre Leerstand. Von 2008 bis 2009 diente das Gebäude als Unterkunft für Asylsuchende, bevor nach einer zwischenzeitlichen Hausbesetzung die bislang letzten Bewohner einzogen – rund 150 Studenten. Sie mussten sich vor dem Sanierungsbeginn eine neue Bleibe suchen.


Das neue Hotel Atlantis während der aktuellen Bauarbeiten. (Bild: Screenshot tagesanzeiger.ch)


Das Hotel Atlantis befindet sich in einer exponierten Lage am Üetliberg im Westen von Zürich. Die Architektur mit ihrem mehrschichtig gegliedertem Aufbau passt sich behutsam der Topografie des Geländes an, wie das Departement der Denkmalpflege betont. Auffällig ist auch der starke Kontrast zwischen vertikalen und horizontalen Strukturen der Fassade, der dem Gebäude zusätzliche Kontur verschafft. Der dreiflügelige Grundriss streckt sich in einer leicht asymmetrischen Y-Form den Hang hinauf.

Nach einigen Verzögerungen in der Phase der Baubewilligung geht der Umbau unter der planerischen Leitung des Büros monoplan nun seit Juli 2013 zügig voran. Der Abschluss der Arbeiten ist für Ende 2014 geplant. Dann soll das neue Hotel laut Aussage der Verantwortlichen wiederum als Fünf-Sterne-Haus seine Eröffnung feiern. Das Innere des Gebäudes wird unter Beibehaltung der Tragestruktur komplett renoviert, modernisiert und den Anforderungen eines Luxushotels angepasst, das alte äussere Erscheinungsbild in enger Kooperation mit der Denkmalpflege wiederhergestellt. Dafür müssen auch einige später hinzugefügte Anbauten, die dem Gesamtbild nicht gut zu Gesicht standen, abgerissen werden.

Die Verzögerungen vor dem Sanierungsbeginn kamen durch mehrere Faktoren zustande. Denn in gewissem Sinne ist das Hotel Atlantis ein spezieller Fall: Es ist eigentlich zu hoch. Durch Ausnahmebewilligungen der Baubehörden wurden damals drei volle Wohn- und drei Untergeschosse errichtet. Da das Hotel aber in einer als W2 ausgewiesenen Wohnzone liegt, wären laut den gültigen Bauvorschriften nur zwei Wohngeschosse und ein Untergeschoss erlaubt gewesen. Die ursprünglichen Absichten der Planer für eine neue Dachgeschossgestaltung mussten deshalb geändert werden. Auch Erweiterungen wie neue Treppen, Wege oder eine Terrassenvergrösserung sind laut Vorgaben der Denkmalpflege nicht erlaubt.

Der namentlich bisher nicht genannte Investor, der den Komplex übernommen hat, sitzt in Katar und steckt insgesamt über 60 Millionen Franken in die Sanierung des Hotel Atlantis. Ob der alte Name auch in Zukunft erhalten bleibt, steht noch nicht fest, auch der Hotelbetreiber nicht. Dank den Auflagen der Denkmalpflege und den hohen Investitionen wird das Haus aber zumindest äusserlich seine alte Pracht zurückgewinnen und ab 2014 sowohl die Zürcher Hotellandschaft als auch das Inventar des Denkmalschutzes um ein weiteres Kapitel bereichern.

 

Oberstes Bild: Port(u*o)s / Wikimedia / CC

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Ulrich Beck

hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-18').gslider({groupid:18,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});